Das Opfer wird verächtlich dargestellt. Dieser Sachverhalt könnte die Theorie Beinebergs bestätigen.
Törleß empfindet gegenüber Basini keine Reue. Das Forschungsobjekt ist wichtiger als der Mensch als Opfer. Unterschwellig wird dadurch suggeriert, dass Basini selbst Schuld an seinem Zustand ist, bzw. dass solch eine Art von Selbstjustiz legitim ist.
Mittwoch, 1. Juli 2009
Montag, 1. Juni 2009
1. Briefe
- Spiegeln im Verlauf des Romans Törleß' Entwicklung wider
- Verhältnis zu den Eltern wird deutlich in den einzelnen Phasen
1. Akt:
-> Ablenkung von Realität -> Törleß sucht Geborgenheit, sehnt sich nach der heilen Welt seiner Kindheit/Eltern zurück
-> Funktion: -Verdeutlichung der Einsamkeit im Konvikt
-Ankündigung der Differenz zwischen seiner jetzigen Lebenswelt und der seiner Eltern (S.9-11)
2. Akt:
-> findet kein Verständnis für seine Verurteilung Basinis (Eltern reagieren anders als erwartet)
-> Funktion: Verwirrungen spitzen sich zu
3. Akt:
-> Eltern sagen Besuch ab -> versuchen ihn zu trösten -> Törleß ist die Absage recht
-> Funktion: unüberbrückbare Differenzen zwischen Törleß und seinen Eltern -> weitere Abnabelung von ihnen
4. Akt:
-> liest Briefe seiner Eltern noch einmal mit anderen Augen
-> Funktion: Verwirrungen lösen sich auf -> Törleß wendet sich dadurch erneut der Welt seiner Eltern zu (S.183)
5. Akt:
-> Törleß bittet Eltern darum, ihn aus dem Konvikt abzuholen
-> Funktion: Kreis schließt sich -> Törleß kehrt gereift und erwachsen zu seinen Eltern zurück.
- Verhältnis zu den Eltern wird deutlich in den einzelnen Phasen
1. Akt:
-> Ablenkung von Realität -> Törleß sucht Geborgenheit, sehnt sich nach der heilen Welt seiner Kindheit/Eltern zurück
-> Funktion: -Verdeutlichung der Einsamkeit im Konvikt
-Ankündigung der Differenz zwischen seiner jetzigen Lebenswelt und der seiner Eltern (S.9-11)
2. Akt:
-> findet kein Verständnis für seine Verurteilung Basinis (Eltern reagieren anders als erwartet)
-> Funktion: Verwirrungen spitzen sich zu
3. Akt:
-> Eltern sagen Besuch ab -> versuchen ihn zu trösten -> Törleß ist die Absage recht
-> Funktion: unüberbrückbare Differenzen zwischen Törleß und seinen Eltern -> weitere Abnabelung von ihnen
4. Akt:
-> liest Briefe seiner Eltern noch einmal mit anderen Augen
-> Funktion: Verwirrungen lösen sich auf -> Törleß wendet sich dadurch erneut der Welt seiner Eltern zu (S.183)
5. Akt:
-> Törleß bittet Eltern darum, ihn aus dem Konvikt abzuholen
-> Funktion: Kreis schließt sich -> Törleß kehrt gereift und erwachsen zu seinen Eltern zurück.
Freitag, 1. Mai 2009
1. Erzählweise
Erzählmodell nach Petersen:
- Er-Erzähler
-> Ausnahme S.10, aber das "Ich-Sagen" beschränkt sich auf Beschreibung der Situation Törleß'
- auktoriales Erzählverhalten
(kommentiert und interpretiert)
- Erzählerstandort: olympischer Blickpunkt (Blick auf die gesamte Lebensgeschichte von Törleß)
- umfassende Innensicht auf die seelischen Vorgänge des Protagonisten
- Erzählthaltung: nimmt Geschichte sehr ernst -> solidarisch an Törleß' Seite, starke Bindung,
unterstützt ihn
Ziel:
Die Figur Törleß soll dem Leser umfassend dargestellt werden und die Handlung und inneren Vorgänge nachvollziehen können.
- Er-Erzähler
-> Ausnahme S.10, aber das "Ich-Sagen" beschränkt sich auf Beschreibung der Situation Törleß'
- auktoriales Erzählverhalten
(kommentiert und interpretiert)
- Erzählerstandort: olympischer Blickpunkt (Blick auf die gesamte Lebensgeschichte von Törleß)
- umfassende Innensicht auf die seelischen Vorgänge des Protagonisten
- Erzählthaltung: nimmt Geschichte sehr ernst -> solidarisch an Törleß' Seite, starke Bindung,
unterstützt ihn
Ziel:
Die Figur Törleß soll dem Leser umfassend dargestellt werden und die Handlung und inneren Vorgänge nachvollziehen können.
2. Zeitgestaltung und Verweise
Wechsel von Zeitraffung und Zeitdehnung:
Die Zeitraffung stellt das Kontinuum des Erzählers her und leitet jeweils zur nächsten Episode über. Erweiterung des Zeitraumes des Geschehens in die Vergangenheit und auch Zukunft.
Die Zeitdehnung dient dazu, dem Leser die wichtigsten seelischen Prozesse und Ergebnisse unmittelbar vor Augen zu führen.
Viele Abschnitte beginnen mit einer Zeitangabe, die einen Bezug zwischen ihnen herstellt. Hinweise auf die reale Zeit geschehen eher beiläufig. Sie dienen dazu, die Realität des Geschehens zu bekräftigen und einen zusammenhängenden Handlungsverlauf darzustellen. Wichtiger als diese lineare Zeitgestaltung sind dem Erzähler jedoch die zahlreich eingeschobenen Rückverweise und Vorausdeutungen. Häufung zu Anfang und gegen Schluss.
Vorausdeutungen: Erweiterung des Handlungszusammenhangs
Rückverweise: Raffungen, die das Zeitgeschehen verdichten.
Die Rückwendungen und Vorausdeutungen vergegenwärtigen zeitlich Getrenntes in einem Sinnzusammenhang.
Zwei gegensätzliche Formen der Zeit:
kontinuierlich-messbar ablaufende, mechanische Zeit, die die menschliche Existenz ihrer Sinnhaftigkeit entleert. Diese äußere Zeit stellt Musil schon am Anfang des Romans dar, wenn er den Bahnhofsvorsteher seine Taschenuhr hervorziehen lässt (vgl.8). Tagesablauf und Stundenplan unterliegen ebenfalls dieser mechanischen Zeit. Sie ist ohne Sinn, Törleß steht ihr gleichgültig gegenüber und findet sie "so langweilig" (31).
Innere Zeit, welche in den Gleichnissen, Reflexionen und nachdenklichen Stimmungen von Törleß fassbar wird.
Die Zeitraffung stellt das Kontinuum des Erzählers her und leitet jeweils zur nächsten Episode über. Erweiterung des Zeitraumes des Geschehens in die Vergangenheit und auch Zukunft.
Die Zeitdehnung dient dazu, dem Leser die wichtigsten seelischen Prozesse und Ergebnisse unmittelbar vor Augen zu führen.
Viele Abschnitte beginnen mit einer Zeitangabe, die einen Bezug zwischen ihnen herstellt. Hinweise auf die reale Zeit geschehen eher beiläufig. Sie dienen dazu, die Realität des Geschehens zu bekräftigen und einen zusammenhängenden Handlungsverlauf darzustellen. Wichtiger als diese lineare Zeitgestaltung sind dem Erzähler jedoch die zahlreich eingeschobenen Rückverweise und Vorausdeutungen. Häufung zu Anfang und gegen Schluss.
Vorausdeutungen: Erweiterung des Handlungszusammenhangs
Rückverweise: Raffungen, die das Zeitgeschehen verdichten.
Die Rückwendungen und Vorausdeutungen vergegenwärtigen zeitlich Getrenntes in einem Sinnzusammenhang.
Zwei gegensätzliche Formen der Zeit:
kontinuierlich-messbar ablaufende, mechanische Zeit, die die menschliche Existenz ihrer Sinnhaftigkeit entleert. Diese äußere Zeit stellt Musil schon am Anfang des Romans dar, wenn er den Bahnhofsvorsteher seine Taschenuhr hervorziehen lässt (vgl.8). Tagesablauf und Stundenplan unterliegen ebenfalls dieser mechanischen Zeit. Sie ist ohne Sinn, Törleß steht ihr gleichgültig gegenüber und findet sie "so langweilig" (31).
Innere Zeit, welche in den Gleichnissen, Reflexionen und nachdenklichen Stimmungen von Törleß fassbar wird.
3. Raumgestaltung und -symbolik
Musil beschränkt sich auf wenige Schauplätze, die symbolische Bedeutung haben, aber auch Stimmungen widerspiegeln.
Orte rationaler Wahrnehmung sind gekennzeichnet durch Überschaubarkeit und Kontrollierbarkeit: Zimmer des Mathematiklehrers.
Bahnstation: Verbindet Anfang und Ende und rundet somit Törleß' Entwicklungsphase äußerlich ab. Der Leser lernt fast alle Personen kennen, die später eine Rolle spielen. Spiegelt Stimmungen. Es wird auf die Unendlichkeit dieser Strecke verwiesen, wohin "endlos gerade [...] vier parallele Eisenstränge nach beiden Seiten" (7) führen. Dem Leser wird auf diese Weise der Durchgangscharakter dieses Lebensabschnitts angedeutet. Die kleine Station verweist auf den dargestellten kurzen Lebensabschnitt.
Orte irrationaler Wahrnehmung sind gekennzeichnet durch Unüberschaubarkeit, Dunkelheit und Unkontrollierbarkeit: das Dorf (Gebäude und Bewohner vermitteln eine "tierische, drückende Atmosphäre (22), von der Törleß "wie mit Krallen" (23) ergriffen wird).
Weg zu Bozena: Die Schüler verlassen die "innere Stadt", den Bereich des Hellen, Bürgerlichen, und gehen zum dunklen Fluss. Gang der Zöglinge in der Dunkelheit wird mit dem Eindringen in den Bereich des Triebhaften, Sexuellen verbunden. Vor dem "Wühlen seiner dunklen Leidenschaften" (44) will sich Törleß retten, indem er an die "hellen Räume der elterlichen Wohnung" (44) denkt.
Orte mit ambivalenter Bedeutung: Park. Einerseits Bild für die vom Menschen angelegte, gepflegte und beherrschte Landschaft. Vermittelt Geborgenheit. Andererseits gehört er auch zum irrationalen Bereich: Törleß' Unendlichkeitserlebnis. Törleß hat seine Kindheit verlassen, ist aber der neuen Wirklichkeit der Erwachsenen gegenüber noch hilflos. Diese Eingrenzung seiner bisherigen endlichen Kinderwelt und die Unsicherheit angesichts einer grenzenlosen neuen Wirklichkeit bringen ihn in Verwirrung.
Konvikt: Zentraler Ort rationaler Wirklichkeitswahrnehmung. Es soll ein Ort der Konzentration und Abgeschlossenheit sein. Irrationale Seite: Bereich des winkligen Dachbodens mit der Roten Kammer veranschaulicht in seiner Unübersichtlichkeit und Undurchschaubarkeit die Perversität des Denkens und der Ereignisse, die sich dort abspielen. Symbol für die verborgenen und unterdrückten Triebe der Menschen. Törleß erlebt in ihr die düsteren Seiten menschlichen Wesens und erfährt hier in besonderem Maße, dass die Grenze zwischen den beiden Welten "jeden Augenblick überschreitbar" (65) zu sein scheint.
Orte rationaler Wahrnehmung sind gekennzeichnet durch Überschaubarkeit und Kontrollierbarkeit: Zimmer des Mathematiklehrers.
Bahnstation: Verbindet Anfang und Ende und rundet somit Törleß' Entwicklungsphase äußerlich ab. Der Leser lernt fast alle Personen kennen, die später eine Rolle spielen. Spiegelt Stimmungen. Es wird auf die Unendlichkeit dieser Strecke verwiesen, wohin "endlos gerade [...] vier parallele Eisenstränge nach beiden Seiten" (7) führen. Dem Leser wird auf diese Weise der Durchgangscharakter dieses Lebensabschnitts angedeutet. Die kleine Station verweist auf den dargestellten kurzen Lebensabschnitt.
Orte irrationaler Wahrnehmung sind gekennzeichnet durch Unüberschaubarkeit, Dunkelheit und Unkontrollierbarkeit: das Dorf (Gebäude und Bewohner vermitteln eine "tierische, drückende Atmosphäre (22), von der Törleß "wie mit Krallen" (23) ergriffen wird).
Weg zu Bozena: Die Schüler verlassen die "innere Stadt", den Bereich des Hellen, Bürgerlichen, und gehen zum dunklen Fluss. Gang der Zöglinge in der Dunkelheit wird mit dem Eindringen in den Bereich des Triebhaften, Sexuellen verbunden. Vor dem "Wühlen seiner dunklen Leidenschaften" (44) will sich Törleß retten, indem er an die "hellen Räume der elterlichen Wohnung" (44) denkt.
Orte mit ambivalenter Bedeutung: Park. Einerseits Bild für die vom Menschen angelegte, gepflegte und beherrschte Landschaft. Vermittelt Geborgenheit. Andererseits gehört er auch zum irrationalen Bereich: Törleß' Unendlichkeitserlebnis. Törleß hat seine Kindheit verlassen, ist aber der neuen Wirklichkeit der Erwachsenen gegenüber noch hilflos. Diese Eingrenzung seiner bisherigen endlichen Kinderwelt und die Unsicherheit angesichts einer grenzenlosen neuen Wirklichkeit bringen ihn in Verwirrung.
Konvikt: Zentraler Ort rationaler Wirklichkeitswahrnehmung. Es soll ein Ort der Konzentration und Abgeschlossenheit sein. Irrationale Seite: Bereich des winkligen Dachbodens mit der Roten Kammer veranschaulicht in seiner Unübersichtlichkeit und Undurchschaubarkeit die Perversität des Denkens und der Ereignisse, die sich dort abspielen. Symbol für die verborgenen und unterdrückten Triebe der Menschen. Törleß erlebt in ihr die düsteren Seiten menschlichen Wesens und erfährt hier in besonderem Maße, dass die Grenze zwischen den beiden Welten "jeden Augenblick überschreitbar" (65) zu sein scheint.
4. Lichtsymbolik
Der größere Teil des Geschehens spielt in den Abend- und Nachtstunden.
Törleß sieht in der Konditorei "in den leeren Garten hinaus, der allgemacht verdunkelte" (24). Nach dem Gespräch mit Beineberg blickt er in die Dunkelheit des verlassenen Gartens und fühlt sich vom "Schwarm schwarzer Feinde" (32) bedroht. Die Rote Kammer wird nur durch mitgebrachtes Licht erhellt.
Der Erzähler benutzt die Lichtsymbolik nicht nur, um die Stimmungen der Hauptfiguren zu spiegeln. Darstellungen, Gleichnisse und Metaphern aus dem Bereich der Lichtsymbolik durchdringen fast alle Bereiche des Textes und haben meist symbolische Bedeutung.
Der Erzähler spricht vom "geheimnisvollen, bizarren Dämmern des esoterischen Buddhismus" (24), um den Zwischenbereich zwischen Verstand und Gefühl zu verdeutlichen. Beineberg wird oft ins Zwielicht gestellt.
Törleß' Verhältnis zu Helligkeit und Dunkelheit ist ambivalent. Einmal berichtet der Erzähler: Sein Leben "war auf jeden Tag gerichtet", dann spricht er im gleich Abschnitt von der Faszination, welche die Nächte auf Törleß ausüben (vgl. 47).
Törleß liebt im Gegensatz zu Beineberg das helle, natürliche Licht. Als Törleß nach der Misshandlung Basinis den "über den Boden fließenden Lichtschein" sieht, sagt er zu dem verständnislosen Beineberg: "Mir ist dieses Licht wie ein Auge. Zu einer fremden Welt" (100). Es bedeutet für ihn schon zu diesem Zeitpunkt Mittel der Erkenntnis.
Als er sich später gegen die Quälereien entscheidet, fällt durch das Dachfenster "ein breiter Balken Mondlicht" (177), der ihn den geschundenen Körper Basinis erkennen lässt. Er erkennt den Sadismus der Mitschüler und fällt seine Entscheidung gegen sie. Von nun an betritt er nicht mehr die Rote Kammer.
Das Dunkel enthält für Törleß die ungehobenen Schätze einer unbewussten und verwirrenden Wirklichkeit, die durch den Erkenntnisvorgan ans Licht gehoben und versprachlicht werden muss. Bildhaft spricht der Erzähler von einzelnen "Teilchen", wie sie sich aus der "Finsternis" lösen, vorübergehend in den Bereich des "Lichts" gelangen, dann aber daraus wieder versinken (vgl. 128).
Die Lichtsymbolik begleitet die Grenzüberschreitung zwischen Außen und Innen, zwischen der Welt des Gegenständlichen und der des Seelischen. Sie verdeutlicht aber auch Törleß' Prozess der Bewusstseinsbildung und Erkenntnisgewinnung. In seiner Rede vor den Lehrern weist er bildhaft darauf hin: "Eine große Erkenntnis vollzieht sich nur zur Hälfte im Lichtkreis des Gehirns, zur anderen Hälfte in dem dunklen Boden des Innersten" (194f.)
Törleß sieht in der Konditorei "in den leeren Garten hinaus, der allgemacht verdunkelte" (24). Nach dem Gespräch mit Beineberg blickt er in die Dunkelheit des verlassenen Gartens und fühlt sich vom "Schwarm schwarzer Feinde" (32) bedroht. Die Rote Kammer wird nur durch mitgebrachtes Licht erhellt.
Der Erzähler benutzt die Lichtsymbolik nicht nur, um die Stimmungen der Hauptfiguren zu spiegeln. Darstellungen, Gleichnisse und Metaphern aus dem Bereich der Lichtsymbolik durchdringen fast alle Bereiche des Textes und haben meist symbolische Bedeutung.
Der Erzähler spricht vom "geheimnisvollen, bizarren Dämmern des esoterischen Buddhismus" (24), um den Zwischenbereich zwischen Verstand und Gefühl zu verdeutlichen. Beineberg wird oft ins Zwielicht gestellt.
Törleß' Verhältnis zu Helligkeit und Dunkelheit ist ambivalent. Einmal berichtet der Erzähler: Sein Leben "war auf jeden Tag gerichtet", dann spricht er im gleich Abschnitt von der Faszination, welche die Nächte auf Törleß ausüben (vgl. 47).
Törleß liebt im Gegensatz zu Beineberg das helle, natürliche Licht. Als Törleß nach der Misshandlung Basinis den "über den Boden fließenden Lichtschein" sieht, sagt er zu dem verständnislosen Beineberg: "Mir ist dieses Licht wie ein Auge. Zu einer fremden Welt" (100). Es bedeutet für ihn schon zu diesem Zeitpunkt Mittel der Erkenntnis.
Als er sich später gegen die Quälereien entscheidet, fällt durch das Dachfenster "ein breiter Balken Mondlicht" (177), der ihn den geschundenen Körper Basinis erkennen lässt. Er erkennt den Sadismus der Mitschüler und fällt seine Entscheidung gegen sie. Von nun an betritt er nicht mehr die Rote Kammer.
Das Dunkel enthält für Törleß die ungehobenen Schätze einer unbewussten und verwirrenden Wirklichkeit, die durch den Erkenntnisvorgan ans Licht gehoben und versprachlicht werden muss. Bildhaft spricht der Erzähler von einzelnen "Teilchen", wie sie sich aus der "Finsternis" lösen, vorübergehend in den Bereich des "Lichts" gelangen, dann aber daraus wieder versinken (vgl. 128).
Die Lichtsymbolik begleitet die Grenzüberschreitung zwischen Außen und Innen, zwischen der Welt des Gegenständlichen und der des Seelischen. Sie verdeutlicht aber auch Törleß' Prozess der Bewusstseinsbildung und Erkenntnisgewinnung. In seiner Rede vor den Lehrern weist er bildhaft darauf hin: "Eine große Erkenntnis vollzieht sich nur zur Hälfte im Lichtkreis des Gehirns, zur anderen Hälfte in dem dunklen Boden des Innersten" (194f.)
5. Dingsymbole
Törleß' Annäherung an das Unsagbare wird durch Bilder von Mauern, Toren und Türen veranschaulicht. Diese Gegenstände haben symbolische Bedeutung.
Vor der Konditorei steht die Dunkelheit "wie eine Mauer vor den Fenstern" (32). Der Vergleich verdeutlicht Törleß' Einsamkeit.
Beim Gang zu Bozenas Haus müssen die Jugendlichen durch einen Wald, der "wie eine schwarze, undurchdringliche Mauer" (36) droht. Diese Mauer zur Sinnlichkeit kann man jedoch durchschreiten, wie er in Bozenas Zimmer ahnt. Dort erscheinen ihm die Nächte" wie dunkle Tore zu geheimnisvollen Freuden, die man ihm verheimlicht hatte, so dass sein Leben leer und unglücklich blieb" (47).
Ebenfalls einen Hinweis auf Durchlässigkeit gibt nach dem Parkerlebnis die "graue, fensterlose Mauer" hinter Törleß. "Sie schien [...] ihn schweigend anzusehen", und in ihr erwacht "ein unheimliches Leben" (93).
Auch nach Basinis Diebstahl vermutet Törleß, dass von "der hellen, täglichen Welt [...] ein Tor zu einer leidenschaftlichen, nackten, vernichtenden führte" (64). er erkennt zum ersten Mal, dass die Grenzen zwischen diesen beiden Welten "jeden Augenblick überschreitbar aneinanderstoßen..." (65). Damit macht er die grundlegende Erfahrung, die er allerdings noch nicht begreifen kann, dass die beiden Welten zusammengehören.
Als Törleß dann seine Verwirrungen überwunden hat, erkennt er, dass es "leicht verlöschbare Grenzen rings um den Menschen gibt, dass fiebernde Träume umd die Seele schleichen, die feste Mauern zernagen und unheimliche Gassen aufreißen" (199). Jetzt erscheint ihm die Mauer als überwindbares Hindernis auf dem Weg nach innen.
Es gibt nicht nur Türen, die in den Bereich der Sinnlichkeit führen, sondern auch welche, durch die man Zutritt zum rationalen Bereich der Mathematik findet. Die Kenntnis des Problems der imaginären Zahlen ist für Törleß wie "der Schlüssel eines versperrten Gartens" (105). Als der Lehrer ihm das Problem nicht erklären kann, hört Törleß zu diesem Bereich "die Tür zufallen" (109).
Mauern bedeuten Grenzen zwischen der hellen, rationalen Welt des Alltags und der irrationalen Welt sowohl der Sinnlichkeit als auch der Geistigkeit. Anfangs verschließen sie Törleß den Weg zu diesen Bereichen. Am Ende seiner Entwicklungsphase hat er Zugänge gefunden.
Vor der Konditorei steht die Dunkelheit "wie eine Mauer vor den Fenstern" (32). Der Vergleich verdeutlicht Törleß' Einsamkeit.
Beim Gang zu Bozenas Haus müssen die Jugendlichen durch einen Wald, der "wie eine schwarze, undurchdringliche Mauer" (36) droht. Diese Mauer zur Sinnlichkeit kann man jedoch durchschreiten, wie er in Bozenas Zimmer ahnt. Dort erscheinen ihm die Nächte" wie dunkle Tore zu geheimnisvollen Freuden, die man ihm verheimlicht hatte, so dass sein Leben leer und unglücklich blieb" (47).
Ebenfalls einen Hinweis auf Durchlässigkeit gibt nach dem Parkerlebnis die "graue, fensterlose Mauer" hinter Törleß. "Sie schien [...] ihn schweigend anzusehen", und in ihr erwacht "ein unheimliches Leben" (93).
Auch nach Basinis Diebstahl vermutet Törleß, dass von "der hellen, täglichen Welt [...] ein Tor zu einer leidenschaftlichen, nackten, vernichtenden führte" (64). er erkennt zum ersten Mal, dass die Grenzen zwischen diesen beiden Welten "jeden Augenblick überschreitbar aneinanderstoßen..." (65). Damit macht er die grundlegende Erfahrung, die er allerdings noch nicht begreifen kann, dass die beiden Welten zusammengehören.
Als Törleß dann seine Verwirrungen überwunden hat, erkennt er, dass es "leicht verlöschbare Grenzen rings um den Menschen gibt, dass fiebernde Träume umd die Seele schleichen, die feste Mauern zernagen und unheimliche Gassen aufreißen" (199). Jetzt erscheint ihm die Mauer als überwindbares Hindernis auf dem Weg nach innen.
Es gibt nicht nur Türen, die in den Bereich der Sinnlichkeit führen, sondern auch welche, durch die man Zutritt zum rationalen Bereich der Mathematik findet. Die Kenntnis des Problems der imaginären Zahlen ist für Törleß wie "der Schlüssel eines versperrten Gartens" (105). Als der Lehrer ihm das Problem nicht erklären kann, hört Törleß zu diesem Bereich "die Tür zufallen" (109).
Mauern bedeuten Grenzen zwischen der hellen, rationalen Welt des Alltags und der irrationalen Welt sowohl der Sinnlichkeit als auch der Geistigkeit. Anfangs verschließen sie Törleß den Weg zu diesen Bereichen. Am Ende seiner Entwicklungsphase hat er Zugänge gefunden.
6. Sprachliche Mittel
Was Törleß bedrängt, kann er nicht oder nur schwer in Worte fassen. Als ihn der Direktor bei der Schilderung seiner Erlebnisse um Präzision des Ausdrucks bittet, entgegnet er: "Es ist etwas Dunkles in mir, [...] das sich nicht in Worten ausdrückt und das doch mein Leben ist" (196).
Tastende Sprache: Sie kann ihren Gegenstand nicht einfach begrifflich fixieren, sondern betastet ihn mit den Worten. Oft bei der Beschreibung von Gefühlen. Der Erzähler spricht von "einer Art Sehnsucht" (14), "einer Art Scham" (28) oder "einer Art Neid" (105). Törleß fühlt "etwas wie Zorn und Eifersucht" (94), als Beineberg und Reiting ohne ihn verhandeln.
In diesen Zusammenhang gehören Worte, welche die klare Bezeichnung von Sachverhalten vermeiden und unbestimmte Ahnungen ausdrücken, wie z.B. "etwas", "scheinen", "vielleicht", "wohl", "irgend".
Vergleiche: Sie dienen der Verdeutlichung eines Sachverhalts, der Erhöhung der Anschaulichkeit und der Bedeutungsverdichtung. Törleß selbst verwendet die meisten Vergleiche, weil er am meisten Schwierigkeiten hat, das Unsagbare auszudrücken.
Die Vergleiche dienen oft dazu, nicht die Dinge selbst zu bezeichnen, sondern die Empfindungen, die sie in Törleß auslösen. Sie versuchen das Unsagbare sagbar zu machen.
Metaphern: Zur Veranschaulichung des Gemeinten und damit ebenfalls zur Annäherung an das Unsagbare. Eine grundlegende Metapher des Romans mit symbolischer Bedeutung bringt den Entwicklungs- und Reifeprozess von Törleß zum Ausdruck: die des Baumes, der Wurzeln zu schlagen versucht.
Törleß fühlt sich im Internat "verarmt und kahl, wie ein Bäumchen, das nach der noch fruchtlosen Blüte den ersten Winter erlebt" (11). Die Einsamkeit hat für Törleß' Seele die Bedeutung, "als ob sich ihre Wurzeln erst suchend senken und den Boden zerwühlen müssten, den sie nachher zu stützen bestimmt sind" (33). "bild des Gärtners, der jeden Morgen seine beete gießt" (182), "die Seele hatte einen neuen Jahresring angesetzt" (187), "Nur einer Erschütterung der Seele hatte es für Törleß bedurft, um diesen letzten Trieb zur Höhe zu treiben" (195). Zu dieser Wachstums- und Reifungssymbolik passt die Bezeichnung "Zögling". Der Begriff verweist auf die Bedeutung des körperlichen und psychischen Wachstums eines Menschen.
Interpunktion: Ein häufiges Satzzeichen im Roman sind Auslassungspunkte. Sie deuten meist auf unausgesprochene Gedanken oder Gefühle hin, die über das Ausgesagte hinausführen.
Auslassungespunkte und manchmal auch Gedankenstriche steigern den Eindruck des Nicht-Beschreibbaren seelischer Stimmungen.
Die Form des Romans spiegelt dessen Problematik, nämlich das Unvermögen, die Welt des Gefühls und der Sinnlichkeit sprachlich angemessen und anschaulich wiederzugeben.
Tastende Sprache: Sie kann ihren Gegenstand nicht einfach begrifflich fixieren, sondern betastet ihn mit den Worten. Oft bei der Beschreibung von Gefühlen. Der Erzähler spricht von "einer Art Sehnsucht" (14), "einer Art Scham" (28) oder "einer Art Neid" (105). Törleß fühlt "etwas wie Zorn und Eifersucht" (94), als Beineberg und Reiting ohne ihn verhandeln.
In diesen Zusammenhang gehören Worte, welche die klare Bezeichnung von Sachverhalten vermeiden und unbestimmte Ahnungen ausdrücken, wie z.B. "etwas", "scheinen", "vielleicht", "wohl", "irgend".
Vergleiche: Sie dienen der Verdeutlichung eines Sachverhalts, der Erhöhung der Anschaulichkeit und der Bedeutungsverdichtung. Törleß selbst verwendet die meisten Vergleiche, weil er am meisten Schwierigkeiten hat, das Unsagbare auszudrücken.
Die Vergleiche dienen oft dazu, nicht die Dinge selbst zu bezeichnen, sondern die Empfindungen, die sie in Törleß auslösen. Sie versuchen das Unsagbare sagbar zu machen.
Metaphern: Zur Veranschaulichung des Gemeinten und damit ebenfalls zur Annäherung an das Unsagbare. Eine grundlegende Metapher des Romans mit symbolischer Bedeutung bringt den Entwicklungs- und Reifeprozess von Törleß zum Ausdruck: die des Baumes, der Wurzeln zu schlagen versucht.
Törleß fühlt sich im Internat "verarmt und kahl, wie ein Bäumchen, das nach der noch fruchtlosen Blüte den ersten Winter erlebt" (11). Die Einsamkeit hat für Törleß' Seele die Bedeutung, "als ob sich ihre Wurzeln erst suchend senken und den Boden zerwühlen müssten, den sie nachher zu stützen bestimmt sind" (33). "bild des Gärtners, der jeden Morgen seine beete gießt" (182), "die Seele hatte einen neuen Jahresring angesetzt" (187), "Nur einer Erschütterung der Seele hatte es für Törleß bedurft, um diesen letzten Trieb zur Höhe zu treiben" (195). Zu dieser Wachstums- und Reifungssymbolik passt die Bezeichnung "Zögling". Der Begriff verweist auf die Bedeutung des körperlichen und psychischen Wachstums eines Menschen.
Interpunktion: Ein häufiges Satzzeichen im Roman sind Auslassungspunkte. Sie deuten meist auf unausgesprochene Gedanken oder Gefühle hin, die über das Ausgesagte hinausführen.
Auslassungespunkte und manchmal auch Gedankenstriche steigern den Eindruck des Nicht-Beschreibbaren seelischer Stimmungen.
Die Form des Romans spiegelt dessen Problematik, nämlich das Unvermögen, die Welt des Gefühls und der Sinnlichkeit sprachlich angemessen und anschaulich wiederzugeben.
Mittwoch, 1. April 2009
1.1 Heimweh und Einsamkeit
Törleß ist mit frühreifer Intelligenz begabt, aber charakterlich noch nicht gefestigt.
Er ist noch stark von seinen Eltern abhängig und versucht mit dem schmerzhaften Gefühl des Heimwehs fertig zu werden, indem er Briefe an sie schreibt. So will er aus der ihm eintönig erscheinenden Wirklichkeit fliehen, mit der er noch nicht zurechtkommt.
Der Erzähler relativiert allerdings Törleß' Heimweh-Gefühl und teilt mit, dass sein Schmerz allmählich zum Selbstzweck wird und sich von dem Bild der Eltern löst. Törleß empfindet den Schmerz als lustvoll, denn so fühlt er sein eigenes Ich stärker. Mit der Zeit schwindet der Schmerz und ein Gefühl der Leere tritt ein. Er erkennt, dass ihm "etwas Positives, eine seelische Kraft" (11) abhanden gekommen ist, die er als "Heimweh" kultiviert hatte. Er fühlt sich "verarmt und kahl" (11). Der Erzähler weist darauf hin, dass dies der "erste, missglückte Versuch" von Törleß gewesen sei, "die Kräfte des Inneren zu entfalten" (12).
Freundschaft mit einem sehr religiösen und sensiblen Prinzen: der Erzähler bezeichnet diese Freundschaft als "charakteristisch" (12) für Törleß' spätere Entwicklung.
Diese Freundschaft ist für Törleß zuerst "Quelle eines feinen psychologischen Genusses" (13). Aber es kommt zum Bruch, weil Törleß die Religiosität des Prinzen nicht versteht und sie mit dem Verstande angreift. Die eine Seite seines Wesens, die Rationalität, zerstört diese Beziehung.
Die andere Seite von Törleß' Charakter, die der Prinz verkörpert, ist noch nicht ausgebildet.
Törleß zerstört den Bereich, der ihm fehlt. Zurück bleibt ein Gefühl der Leere und der Langeweile. Er bedauert den Verlust von etwas Wertvollem, dass er allerdings noch nicht begreift.
Törleß' Gefühl der Leere und der Langeweile zeigt sich deutlich in der Abschiedsszene auf dem Bahnhof. Der Abschied von den Eltern lähmt ihn. Das Leben im Institut bringt keine Abwechslung, es ist ihm "völlig gleichgültig" (18) und lässt ihn innerlich "leer" bleiben (30).
Beineberg gegenüber begründet er das "Gefühl des Allein-und Verlassenseins" (32) und der "Einsamkeit" (33), das ihn überkommt, mit einem Kindheitserlebnis: Als er im Wald spielte und das Dienstmädchen sich entfernt hatte, fühlte er sich "verlassen von den Großen" (31).
Seine Einsamkeit erscheint Törleß als Verkörperung einer gesichtslosen Frau. Diese "Herrin [...] der schwarzen Scharen" hat für ihn den "Reiz eines Weibes und einer Unmenschlichkeit" (33). Sie erscheint ihm als Verführerin wie auch als Frau, von der Bedrohung für ihn ausgeht. In diesen Gefühlen bereitet sich sein sinnliches Begehren vor.
Die Entfremdung vom Elternhaus und damit der Verlust der familiären Geborgenheit ist kennzeichnend für seine Entwicklungsphase, die Pubertät. Er fühlt sich von ihnen nicht verstanden (Brief bzgl. Basini).
Auch seine Mitschüler verstehen ihn seiner Meinung nach nicht, ebenso die Lehrer.
Er ist noch stark von seinen Eltern abhängig und versucht mit dem schmerzhaften Gefühl des Heimwehs fertig zu werden, indem er Briefe an sie schreibt. So will er aus der ihm eintönig erscheinenden Wirklichkeit fliehen, mit der er noch nicht zurechtkommt.
Der Erzähler relativiert allerdings Törleß' Heimweh-Gefühl und teilt mit, dass sein Schmerz allmählich zum Selbstzweck wird und sich von dem Bild der Eltern löst. Törleß empfindet den Schmerz als lustvoll, denn so fühlt er sein eigenes Ich stärker. Mit der Zeit schwindet der Schmerz und ein Gefühl der Leere tritt ein. Er erkennt, dass ihm "etwas Positives, eine seelische Kraft" (11) abhanden gekommen ist, die er als "Heimweh" kultiviert hatte. Er fühlt sich "verarmt und kahl" (11). Der Erzähler weist darauf hin, dass dies der "erste, missglückte Versuch" von Törleß gewesen sei, "die Kräfte des Inneren zu entfalten" (12).
Freundschaft mit einem sehr religiösen und sensiblen Prinzen: der Erzähler bezeichnet diese Freundschaft als "charakteristisch" (12) für Törleß' spätere Entwicklung.
Diese Freundschaft ist für Törleß zuerst "Quelle eines feinen psychologischen Genusses" (13). Aber es kommt zum Bruch, weil Törleß die Religiosität des Prinzen nicht versteht und sie mit dem Verstande angreift. Die eine Seite seines Wesens, die Rationalität, zerstört diese Beziehung.
Die andere Seite von Törleß' Charakter, die der Prinz verkörpert, ist noch nicht ausgebildet.
Törleß zerstört den Bereich, der ihm fehlt. Zurück bleibt ein Gefühl der Leere und der Langeweile. Er bedauert den Verlust von etwas Wertvollem, dass er allerdings noch nicht begreift.
Törleß' Gefühl der Leere und der Langeweile zeigt sich deutlich in der Abschiedsszene auf dem Bahnhof. Der Abschied von den Eltern lähmt ihn. Das Leben im Institut bringt keine Abwechslung, es ist ihm "völlig gleichgültig" (18) und lässt ihn innerlich "leer" bleiben (30).
Beineberg gegenüber begründet er das "Gefühl des Allein-und Verlassenseins" (32) und der "Einsamkeit" (33), das ihn überkommt, mit einem Kindheitserlebnis: Als er im Wald spielte und das Dienstmädchen sich entfernt hatte, fühlte er sich "verlassen von den Großen" (31).
Seine Einsamkeit erscheint Törleß als Verkörperung einer gesichtslosen Frau. Diese "Herrin [...] der schwarzen Scharen" hat für ihn den "Reiz eines Weibes und einer Unmenschlichkeit" (33). Sie erscheint ihm als Verführerin wie auch als Frau, von der Bedrohung für ihn ausgeht. In diesen Gefühlen bereitet sich sein sinnliches Begehren vor.
Die Entfremdung vom Elternhaus und damit der Verlust der familiären Geborgenheit ist kennzeichnend für seine Entwicklungsphase, die Pubertät. Er fühlt sich von ihnen nicht verstanden (Brief bzgl. Basini).
Auch seine Mitschüler verstehen ihn seiner Meinung nach nicht, ebenso die Lehrer.
1.2 Entdeckung der Sinnlichkeit
Törleß schließt sich aus "Angst vor allzu subtilen Empfindeleien" Beineberg und Reiting an, deren Wesen ihm als "gesund, kernig und lebensecht" (S. 15) vorkommt. Grund für diese verhängnisvolle Gesellschaft sieht der Erzähler in Törleß' "Unselbstständigkeit" (15).
Auseinandersetzung mit der Welt des Sinnlichen. Sinnlichkeit bedeutet für Törleß nicht nur Triebhaftigkeit und Sexualität, sondern auch Phantasie, Empfänglichkeit für äußere Eindrücke, eine neue Art, die Wirklichkeit zu sehen und zu erfahren, die letztlich seine "Verwirrungen" bedingt. Törleß erkennt im Verlauf des Geschehens, dass diese Sinnlichkeit zu seiner Persönlichkeit gehört und sie aufwertet.
Besuch bei Bozena: diese Besuche waren "zu seiner einzigen und geheimen Freude geworden" (40): Anpassung an seine Kameraden; der Wunsch, der Einsamkeit zu entfliehen; Verlangen nach Abenteuer, Abwechslung, Verbotenem; erwachende Sexualität.
Bozena ist für ihn ein Knäuel aller geschlechtlichen Begehrlichkeiten und bringt seine Sexualtität zur Entfaltung. Bozena symbolisiert die Distanz zu der gepflegten bürgerlichen Welt der Eltern und ist die Kontrastfigur zu Törleß' Mutter. Sie füllt die nach dem Verlust der Mutter entstandene Einsamkeit aus. Der verbotene und verruchte Bereich bildet für ihn den notwendigen emotionalen und psychischen Gegenpol zur ordnungsgemäßen Schulausbildung.
Auseinandersetzung mit der Welt des Sinnlichen. Sinnlichkeit bedeutet für Törleß nicht nur Triebhaftigkeit und Sexualität, sondern auch Phantasie, Empfänglichkeit für äußere Eindrücke, eine neue Art, die Wirklichkeit zu sehen und zu erfahren, die letztlich seine "Verwirrungen" bedingt. Törleß erkennt im Verlauf des Geschehens, dass diese Sinnlichkeit zu seiner Persönlichkeit gehört und sie aufwertet.
Besuch bei Bozena: diese Besuche waren "zu seiner einzigen und geheimen Freude geworden" (40): Anpassung an seine Kameraden; der Wunsch, der Einsamkeit zu entfliehen; Verlangen nach Abenteuer, Abwechslung, Verbotenem; erwachende Sexualität.
Bozena ist für ihn ein Knäuel aller geschlechtlichen Begehrlichkeiten und bringt seine Sexualtität zur Entfaltung. Bozena symbolisiert die Distanz zu der gepflegten bürgerlichen Welt der Eltern und ist die Kontrastfigur zu Törleß' Mutter. Sie füllt die nach dem Verlust der Mutter entstandene Einsamkeit aus. Der verbotene und verruchte Bereich bildet für ihn den notwendigen emotionalen und psychischen Gegenpol zur ordnungsgemäßen Schulausbildung.
1.3 Die beiden Welten
Durch Bozenas anzügliche Bemerkungen über Damen der gehobenen Gesellschaft ahnt Törleß, dass auch seine Mutter etwas mit der niederen Sinnlichkeit zu tun haben könnte, die bis jetzt lediglich Bozena für ihn verkörperte.
Zwiespalt: Törleß kann Bozena und die Mutter nicht mehr voneinander trennen. Er fühlt sich zwischen zwei Welten zerrissen: einer soliden bürgerlichen und geregelten (Vernunft) und einer abenteuerlichen (Dunkelheit, Geheimnis, Blut, ungeahnte Überraschungen).
Die Existenz dieser zweiten Welt wird Törleß erst durch Basinis Diebstahl vollends bewusst. Verknüpfung Basinis mit Bozena. Beide sind Träger des gleichen Grunderlebnisses: Verbindung der beiden Welten. Keine schaf getrennten Bereiche, sondern Möglichkeiten des menschlichen Existierens, die in jedem angelegt sind.
Zwiespalt: Törleß kann Bozena und die Mutter nicht mehr voneinander trennen. Er fühlt sich zwischen zwei Welten zerrissen: einer soliden bürgerlichen und geregelten (Vernunft) und einer abenteuerlichen (Dunkelheit, Geheimnis, Blut, ungeahnte Überraschungen).
Die Existenz dieser zweiten Welt wird Törleß erst durch Basinis Diebstahl vollends bewusst. Verknüpfung Basinis mit Bozena. Beide sind Träger des gleichen Grunderlebnisses: Verbindung der beiden Welten. Keine schaf getrennten Bereiche, sondern Möglichkeiten des menschlichen Existierens, die in jedem angelegt sind.
1.4 Sexualität
Sexualität ist ein Beispiel für die Aufspaltung zweier menschlicher Bereiche. Eine homosexuelle Beziehung zu Basini wäre nicht entstanden, wenn Törleß sich nicht in einer sinnlichen und intellektuellen Krise befunden hätte.
Sexueller Objektwechsel: Mutter -> Phase der Einsamkeit -> Bozena -> er selbst (99) -> Basini.
Es geht nicht spezifisch um Homosexualität, sondern um die allgemeine Form der Sexualität: "Statt Basini könnte ein Weib stehen [...]."
Verbindung des sexuellen Motivs mit der Ästhetik. Der Erzähler vergleicht Basinis Schönheit mit den "nur schönen, von allem Geschlechtlichen noch fernen Formen eines jungen Mädchens" (155). Törleß kann sich "der Macht dieser Schönheit nicht entziehen". (140)
Vorübergehend verliert Törleß sich in dieser Welt der neuentdeckten Sinnlichkeit. Sie reißt ihm " mit einem Schlaf ein Tor zum Leben auf" (156). Phantasie und Wirklichkeit kann er nicht mehr unterscheiden: "alles in einem einzigen [...] Gefühl vereint, das er in der ersten Überrraschung wohl für Liebe nehmen mochte" (158).
Entfernung von Basini: Törleß erkennt, dass Basini "nicht mehr als ein stellvertretendes und vorläufiges Ziel" (155) seines Verlangens war. Sein "früheres Begehren" (156) "wuchs zu einem neuen, ziellosen Hunger über Basini hinaus" (155).
Später erkennt Törleß, dass Sinnlichkeit nur ein weiterer Versuch war, sein Ziel der Integration der beiden Welten zu erreichen. Nicht die Realität hat zwei Gesichter, sondern es gibt zwei Möglichkeiten, diese wahrzunehmen.
Sexueller Objektwechsel: Mutter -> Phase der Einsamkeit -> Bozena -> er selbst (99) -> Basini.
Es geht nicht spezifisch um Homosexualität, sondern um die allgemeine Form der Sexualität: "Statt Basini könnte ein Weib stehen [...]."
Verbindung des sexuellen Motivs mit der Ästhetik. Der Erzähler vergleicht Basinis Schönheit mit den "nur schönen, von allem Geschlechtlichen noch fernen Formen eines jungen Mädchens" (155). Törleß kann sich "der Macht dieser Schönheit nicht entziehen". (140)
Vorübergehend verliert Törleß sich in dieser Welt der neuentdeckten Sinnlichkeit. Sie reißt ihm " mit einem Schlaf ein Tor zum Leben auf" (156). Phantasie und Wirklichkeit kann er nicht mehr unterscheiden: "alles in einem einzigen [...] Gefühl vereint, das er in der ersten Überrraschung wohl für Liebe nehmen mochte" (158).
Entfernung von Basini: Törleß erkennt, dass Basini "nicht mehr als ein stellvertretendes und vorläufiges Ziel" (155) seines Verlangens war. Sein "früheres Begehren" (156) "wuchs zu einem neuen, ziellosen Hunger über Basini hinaus" (155).
Später erkennt Törleß, dass Sinnlichkeit nur ein weiterer Versuch war, sein Ziel der Integration der beiden Welten zu erreichen. Nicht die Realität hat zwei Gesichter, sondern es gibt zwei Möglichkeiten, diese wahrzunehmen.
1.5 Ethik und Ästhetik
Durch Basini gewinnt Törleß eine ästhetische Einstellung gegenüber dem Leben und der Wirklichkeit.
Reaktion auf Misshandlungen Basinis: Ekel und Faszination.
Törleß beteiligt sich verbal an den Quälereien, nach dem sexuellen Verhältnis verhält er sich passiv, bleibt in der Rolle eines unbeteiligten Beobachters, der das interessante Experiment verfolgt, wozu Menschen fähig sind.
Die Prügelszene nach Beinebergs gescheitertem Hypnose-Experiment widert ihn an. Er äußert seinen Unmut (179). Törleß lehnt das Verhalten Reitings und Beinebergs aus ästhetischen Gründen ab, aber auch wegen des fehlenden Erkenntnisgewinns. Ihr Verhalten trägt nicht mehr zu seiner Selbstfindung bei.
Auch Basini braucht er nicht mehr. er weist ihn, als dieser ihn um Hilfe anfleht und sich auf ihre Beziehung beruft, kalt zurück. Grundzug elitärer Unmenschlichkeit.
Reaktion auf Misshandlungen Basinis: Ekel und Faszination.
Törleß beteiligt sich verbal an den Quälereien, nach dem sexuellen Verhältnis verhält er sich passiv, bleibt in der Rolle eines unbeteiligten Beobachters, der das interessante Experiment verfolgt, wozu Menschen fähig sind.
Die Prügelszene nach Beinebergs gescheitertem Hypnose-Experiment widert ihn an. Er äußert seinen Unmut (179). Törleß lehnt das Verhalten Reitings und Beinebergs aus ästhetischen Gründen ab, aber auch wegen des fehlenden Erkenntnisgewinns. Ihr Verhalten trägt nicht mehr zu seiner Selbstfindung bei.
Auch Basini braucht er nicht mehr. er weist ihn, als dieser ihn um Hilfe anfleht und sich auf ihre Beziehung beruft, kalt zurück. Grundzug elitärer Unmenschlichkeit.
1.6 Sprachkrise und Motto
Törleß hat das Problem, Empfindungen und Erkenntnisse nicht adäquat ausdrücken zu können (S. Gespräch mit Mathematiklehrer, ..).
Parkerlebnis: Törleß schaut in den Himmel und bemerkt, "wie hoch" (87) er ist -> Offenbarung des verstandesmäßig unerklärlichen Wesen des Unendlichen als eine neue bedrohliche Erfahrungswirklichkeit.
Versagen der Worte. Unendlichkeit des Himmels: erkenntnistheoretische Problematik des Romans.
Schreibversuche: Törleß beginnt seine philosophischen Gedanken aufzuschreiben, um über sich selbst Klarheit zu gewinnen. Aber: "die geschriebenen Worte blieben tot." (131)
Überwindung der Sprachnot: Törleß leidet an der Unzugänglichkeit seines Inneren bis zu dem Punkt, an dem es ihm gelingt, den Lehrern sein Problem ansatzweise darzustellen. Die Überwindung der Sprachnot ist ein Zeichen seiner abgeschlossenen Entwicklungsphase. Törleß hat sich damit abgefunden, dass rationale Sprache nicht fähig ist, Erscheinungen, Erlebnisse und Gedanken mit angemessenen Begriffen wiederzugeben.
Motto: Das vorangestellte Zitat des belgischen Dichters Maurice Maeterlinck verdeutlicht diese skeptische Grundhaltung Musils der Sprache gegenüber. Sprache und Realität verhalten sich zueinander wie das Bruchstück zum Ganzen. Nur eine dichterisch-intuitive Erkenntnishaltung kann zum Ziel führen. Problematisierung der Sprache als Medium der Erkenntnis.
Parkerlebnis: Törleß schaut in den Himmel und bemerkt, "wie hoch" (87) er ist -> Offenbarung des verstandesmäßig unerklärlichen Wesen des Unendlichen als eine neue bedrohliche Erfahrungswirklichkeit.
Versagen der Worte. Unendlichkeit des Himmels: erkenntnistheoretische Problematik des Romans.
Schreibversuche: Törleß beginnt seine philosophischen Gedanken aufzuschreiben, um über sich selbst Klarheit zu gewinnen. Aber: "die geschriebenen Worte blieben tot." (131)
Überwindung der Sprachnot: Törleß leidet an der Unzugänglichkeit seines Inneren bis zu dem Punkt, an dem es ihm gelingt, den Lehrern sein Problem ansatzweise darzustellen. Die Überwindung der Sprachnot ist ein Zeichen seiner abgeschlossenen Entwicklungsphase. Törleß hat sich damit abgefunden, dass rationale Sprache nicht fähig ist, Erscheinungen, Erlebnisse und Gedanken mit angemessenen Begriffen wiederzugeben.
Motto: Das vorangestellte Zitat des belgischen Dichters Maurice Maeterlinck verdeutlicht diese skeptische Grundhaltung Musils der Sprache gegenüber. Sprache und Realität verhalten sich zueinander wie das Bruchstück zum Ganzen. Nur eine dichterisch-intuitive Erkenntnishaltung kann zum Ziel führen. Problematisierung der Sprache als Medium der Erkenntnis.
1.7 Die imaginären Zahlen und Kant
Problem mit den imaginären Zahlen: Mathematik verkörperte für Törleß bisher logische Operationen in einer überschaubaren Welt. Ihm ist nun völlig unverständlich, "dass man mit solchen imaginären oder sonst wie unmöglichen Werten ganz wirklich rechnen kann und zum Schluss ein greifbares Resultat vorhanden ist" (104).
Törleß spürt, dass Definitionen Gefühle nicht ausdrücken können. Er erkennt an diesem mathematischen Problem, dass auch die rationalste Wissenschaft anscheinend nicht frei von irrationalen Elementen ist.
Das Gespräch mit dem Mathematiklehrer ist unbefriedigend. Dieser verweist Törleß am Ende der ergebnislosen Diskussion auf Kant (109), mit der Bemerkung, in dessen philosophischem Werk fänden sich die gleichen "Denknotwendigkeiten" wie in der Mathematik.
Törleß versucht, Kant zu lesen, versteht ihn jedoch nicht.
Traum von Kant: Veranschaulichung von Vernungt und Sinnlichkeit. "Seidene Decke, die über die Haut eines nackten Körpers hinuntergleitete" (121) -> Das Verschwinden der Vernunft entkleidet den Körper seines Schutzes. Unter der Vernunft liegt das Begehren.
Zwiespältige Empfindungen: Törleß sieht noch keinen Zusammenhang zwischen der geistigen und der sinnlichen Welt.
Törleß spürt, dass Definitionen Gefühle nicht ausdrücken können. Er erkennt an diesem mathematischen Problem, dass auch die rationalste Wissenschaft anscheinend nicht frei von irrationalen Elementen ist.
Das Gespräch mit dem Mathematiklehrer ist unbefriedigend. Dieser verweist Törleß am Ende der ergebnislosen Diskussion auf Kant (109), mit der Bemerkung, in dessen philosophischem Werk fänden sich die gleichen "Denknotwendigkeiten" wie in der Mathematik.
Törleß versucht, Kant zu lesen, versteht ihn jedoch nicht.
Traum von Kant: Veranschaulichung von Vernungt und Sinnlichkeit. "Seidene Decke, die über die Haut eines nackten Körpers hinuntergleitete" (121) -> Das Verschwinden der Vernunft entkleidet den Körper seines Schutzes. Unter der Vernunft liegt das Begehren.
Zwiespältige Empfindungen: Törleß sieht noch keinen Zusammenhang zwischen der geistigen und der sinnlichen Welt.
1.8 Exklusivität und Selbstfindung
Törleß hat während des gesamten Geschehens das Gefühl, auf Grund seiner Sensibilität, der "außerordentlichen Empfindlichkeit" (125) seines Wesens, etwas Besonderes zu sein und Welt und Menschen in einmaliger Weise zu sehen. Er glaubt, eine besondere Persönlichkeit zu besitzen. Er hat Empfindungen, Gedanken und Probleme, die andere nicht kennen. Dinge, die ihn befremden, die den anderen alltäglich erscheinen.
Er ist auf die besondere Art seiner Sinnlichkeit stolz.
Törleß muss seine "Verwirrungen" erkenntnistheoretischer, emotionaler, sexueller, ästhetischer und sprachlicher Art überwinden, um sich selbst zu finden.
Rede vor den Lehrern: Die Sprachnot ist weitgehend überwunden. Törleß quälen keine Schuldgefühle Basini gegenüber. Deswegen kann er das Ergebnis seiner Entwicklung in ausgeprägter Rhetorik vortragen. (192)
Törleß hat den Dualismus der beiden Welten überwunden. Er erkennt, dass es allein die "wechselnde seelische Perspektive" (198) ist, die die Welt fragwürdig erscheinen lässt.
Identitätsfindung: Törleß ist in einem Zustand der "kühlen Gelassenheit", als die Mutter ihn abholt. Er hat den Bereich der Sexualität voll in seine Identität integriert und kann nun auch seine Mutter als sexuelles Wesen sehen.
Törleß ist zu einer stark ichbezogenen, selbstbewussten, ästhetischorientierten Persönlichkeit gereift. Er hat seine "Verwirrungen" überwunden. Er fühlte sich im Institut "nicht mehr auf seinem Platz" (197) wegen seiner neuen Erkenntnishaltung und seines Exklusivitätsbewusstseins.
Er ist auf die besondere Art seiner Sinnlichkeit stolz.
Törleß muss seine "Verwirrungen" erkenntnistheoretischer, emotionaler, sexueller, ästhetischer und sprachlicher Art überwinden, um sich selbst zu finden.
Rede vor den Lehrern: Die Sprachnot ist weitgehend überwunden. Törleß quälen keine Schuldgefühle Basini gegenüber. Deswegen kann er das Ergebnis seiner Entwicklung in ausgeprägter Rhetorik vortragen. (192)
Törleß hat den Dualismus der beiden Welten überwunden. Er erkennt, dass es allein die "wechselnde seelische Perspektive" (198) ist, die die Welt fragwürdig erscheinen lässt.
Identitätsfindung: Törleß ist in einem Zustand der "kühlen Gelassenheit", als die Mutter ihn abholt. Er hat den Bereich der Sexualität voll in seine Identität integriert und kann nun auch seine Mutter als sexuelles Wesen sehen.
Törleß ist zu einer stark ichbezogenen, selbstbewussten, ästhetischorientierten Persönlichkeit gereift. Er hat seine "Verwirrungen" überwunden. Er fühlte sich im Institut "nicht mehr auf seinem Platz" (197) wegen seiner neuen Erkenntnishaltung und seines Exklusivitätsbewusstseins.
2.0 Gesellschaftskritik
Der Roman stellt nicht nur Törleß' individuelle Irritationen und Konflikte dar, sondern enthält deutliche gesellschaftskritische Aspekte. Sie beziehen sich hauptsächlich auf die autoritäre Erziehung und ihre Folgen, wie sie das "Konvikt zu W." widerspiegelt.
Bildungsziel ist die Reproduktion der gesellschaftlichen Normen: soldatische und militärische Tugenden, Fixierung auf Autoritätsgläubigkeit, Gehorsam und Pflichterfüllung.
Die meist adlige Herkunft der jungen Menschen spiegelt die Hierarchie in der Führungselite der österreich-ungarischen Monarchie wider. (Beineberg mittlerer Adel, Reiting möglicherweise hoher Adel, Törleß Großbürgertum, Basini adelig, aber wegen wirtschaftlicher Probleme im unteren Bereich der Hierarchie)
Die Abgeschlossenheit von der Gesellschaft ("kleine Stadt [...] weitab von der Residenz") begünstigt negative Entwicklungen.Dazu gehören eine repressiv-autoritäre Erziehung sowie die Nivellierung (Gleichmachung) und Unterdrückung individuellen Denkens und Empfindens.
Tabuisierung der Sexualität: Die Zöglinge werden mit ihren pubertären Problemen alleine gelassen. Die Gesellschaft gibt keine Verhaltenshilfen, sonder reagiert mit Triebkontrolle und -unterdrückung. Die Folgen: "Dort, wo die jungen aufdrängenden Kräfte hinter grauen Mauern festgehalten wurden, stauen sie die Phantasie voll wahllos wollüstiger Bilder, die manchem die Besinnung rauben" (161).
Folgen der Tabuisierung: Spaltung des Frauenbildes. Törleß sieht anfangs seine Mutter als ein völlig anderes Wesen als Bozena. Diese wird als käufliche Sache behandelt und aus der Gesellschaft ausgegrenzt, was ihre entlegene Wohnung verdeutlicht. Erst am Ende des Geschehens gelingt Törleß die Integration der beiden Bereiche und damit die Klärung seiner sinnlichen "Verwirrungen".
Ersatzhandlungen: Aggressionspotenzial in Reiting und Beineberg. Sie übertragen die an sich selbst erfahrenen Erziehungsprinzipien auf Schwächere. Daraus resultiert die sadistisch pervertierte Quälerei Basinis. Basini wird nicht mehr als Mensch, sonder als "Sache" gesehen, die zu homosexuellen Dienstleistungen gezwungen werden kann. Diese "Sache" wird am Ende von der Führungsclique den manipulierten Mitschülern ausgeliefert, wozu alle zu Mittätern werden. Basinis Versklavung, seine Misshandlung und sein Ausschluss aus der Anstalt sind Kritik an einer Gesellschaftsform, die den Menschen den Dingen gleichmacht und die auftretende soziale Konflikte als individuelle Konflikte begreift und damit privatisiert und abschiebt.
Verhalten der Lehrer: Versagen. Törleß beurteilt sie als "ältere Leute" und "lächerliche Figuren" (193), "die von den Zuständen des menschlichen Inneren [...] wenig zu wissen schienen" (193). Ironisch ist von der "ehrbar verkümmerten Erscheinung der meisten Lehrer" die Rede, mit "schmalen Schultern, mit spitzen Bäuchen auf dünnen Beinen und mitAugen, die hinter ihren Brillen harmlos wie Schäfchen weiden" (161).
Diese Harmlosigkeit zeigt sich in ihren schlichten Kommentaren während des Verhörs, als der Direktor und drei Lehrer versuchen, Törleß' Äußerungen in ihre gewohnten Kategorien einzuordnen. In dieser existentiell wichtigen Situation sind die Lehrer ihren Schülern hoffnungslos unterlegen.
Beineberg und Reiting wachsen als intelligente Drahtzieher über ihre hilflosen Erzieher hinaus, indem sie deren moralische Argumente benutzen, um sie zu täuschen. Umdrehung des Sachverhaltes. Verweisung auf Besserungsversuche: Mitleid mit einem fehlbaren jungen Menschen, "gütliche Belehrungen" und Schonungsversuche "aus den edelsten Empfindungen" heraus hätten leider keinen Erfolg gehabt, sonder zu "gemeinstem Hohn" (189) geführt. Deshalb sei es verständlicherweise zu einem "Überschäumen" (189) ihres Verhaltens gekommen.
Der Erzähler beurteilt das Geschehen als "wohlverabredete Komödie", bei der "alle ethischen Töne [...] zur Entschuldigung angeschlagen wurden, welche in den Ohren der Erzieher Wert haben" (189). Das Opfer wird zum Täter, die Täter stellen sich als Opfer dar.
Der Roman schließt pessimistisch: "In der Schule ging alles den gewohnten Gang" (197). Die Erwachsenen haben aus den Vorkommnissen nichts gelernt und sie nicht einmal begriffen. Törleß dagegen flieht aus der Welt gesellschaftlichen Handelns und Misshandelns in ein schöngeistiges, isoliertes und exklusives Künstlerdasein.
Musil hat in Beinebergs und Reitings Verhalten die sexuelle Komponente des Machttriebes verdeutlicht. Auch Törleß sieht den Zusammenhang: Er fordert Basini auf, ihm über Reitings und Beinebergs Tun "alles zu erzählen" (141). Sein Wissen über ihre sexuellen Handlungen verleiht ihm Macht über sie.
In abgeschwächter Form wird dieser Zusammenhang von Sexualität und Macht schon zu Beginn des Geschehens deutlich, als die sozial verachtete Bozena durch ihre käufliche Sexualität Macht über die adligen Zöglinge gewinnt.
Rückblickend gesehen kritisiert der Roman nicht nur das Verhalten der österreichisch-ungarischen Gesellschaft der Jahrhundertwende und ihr Erziehungssystem. Vorgeschichte der Diktaturen des 20. Jahrhunderts. Methodik der Konzentrationslager.
Bildungsziel ist die Reproduktion der gesellschaftlichen Normen: soldatische und militärische Tugenden, Fixierung auf Autoritätsgläubigkeit, Gehorsam und Pflichterfüllung.
Die meist adlige Herkunft der jungen Menschen spiegelt die Hierarchie in der Führungselite der österreich-ungarischen Monarchie wider. (Beineberg mittlerer Adel, Reiting möglicherweise hoher Adel, Törleß Großbürgertum, Basini adelig, aber wegen wirtschaftlicher Probleme im unteren Bereich der Hierarchie)
Die Abgeschlossenheit von der Gesellschaft ("kleine Stadt [...] weitab von der Residenz") begünstigt negative Entwicklungen.Dazu gehören eine repressiv-autoritäre Erziehung sowie die Nivellierung (Gleichmachung) und Unterdrückung individuellen Denkens und Empfindens.
Tabuisierung der Sexualität: Die Zöglinge werden mit ihren pubertären Problemen alleine gelassen. Die Gesellschaft gibt keine Verhaltenshilfen, sonder reagiert mit Triebkontrolle und -unterdrückung. Die Folgen: "Dort, wo die jungen aufdrängenden Kräfte hinter grauen Mauern festgehalten wurden, stauen sie die Phantasie voll wahllos wollüstiger Bilder, die manchem die Besinnung rauben" (161).
Folgen der Tabuisierung: Spaltung des Frauenbildes. Törleß sieht anfangs seine Mutter als ein völlig anderes Wesen als Bozena. Diese wird als käufliche Sache behandelt und aus der Gesellschaft ausgegrenzt, was ihre entlegene Wohnung verdeutlicht. Erst am Ende des Geschehens gelingt Törleß die Integration der beiden Bereiche und damit die Klärung seiner sinnlichen "Verwirrungen".
Ersatzhandlungen: Aggressionspotenzial in Reiting und Beineberg. Sie übertragen die an sich selbst erfahrenen Erziehungsprinzipien auf Schwächere. Daraus resultiert die sadistisch pervertierte Quälerei Basinis. Basini wird nicht mehr als Mensch, sonder als "Sache" gesehen, die zu homosexuellen Dienstleistungen gezwungen werden kann. Diese "Sache" wird am Ende von der Führungsclique den manipulierten Mitschülern ausgeliefert, wozu alle zu Mittätern werden. Basinis Versklavung, seine Misshandlung und sein Ausschluss aus der Anstalt sind Kritik an einer Gesellschaftsform, die den Menschen den Dingen gleichmacht und die auftretende soziale Konflikte als individuelle Konflikte begreift und damit privatisiert und abschiebt.
Verhalten der Lehrer: Versagen. Törleß beurteilt sie als "ältere Leute" und "lächerliche Figuren" (193), "die von den Zuständen des menschlichen Inneren [...] wenig zu wissen schienen" (193). Ironisch ist von der "ehrbar verkümmerten Erscheinung der meisten Lehrer" die Rede, mit "schmalen Schultern, mit spitzen Bäuchen auf dünnen Beinen und mitAugen, die hinter ihren Brillen harmlos wie Schäfchen weiden" (161).
Diese Harmlosigkeit zeigt sich in ihren schlichten Kommentaren während des Verhörs, als der Direktor und drei Lehrer versuchen, Törleß' Äußerungen in ihre gewohnten Kategorien einzuordnen. In dieser existentiell wichtigen Situation sind die Lehrer ihren Schülern hoffnungslos unterlegen.
Beineberg und Reiting wachsen als intelligente Drahtzieher über ihre hilflosen Erzieher hinaus, indem sie deren moralische Argumente benutzen, um sie zu täuschen. Umdrehung des Sachverhaltes. Verweisung auf Besserungsversuche: Mitleid mit einem fehlbaren jungen Menschen, "gütliche Belehrungen" und Schonungsversuche "aus den edelsten Empfindungen" heraus hätten leider keinen Erfolg gehabt, sonder zu "gemeinstem Hohn" (189) geführt. Deshalb sei es verständlicherweise zu einem "Überschäumen" (189) ihres Verhaltens gekommen.
Der Erzähler beurteilt das Geschehen als "wohlverabredete Komödie", bei der "alle ethischen Töne [...] zur Entschuldigung angeschlagen wurden, welche in den Ohren der Erzieher Wert haben" (189). Das Opfer wird zum Täter, die Täter stellen sich als Opfer dar.
Der Roman schließt pessimistisch: "In der Schule ging alles den gewohnten Gang" (197). Die Erwachsenen haben aus den Vorkommnissen nichts gelernt und sie nicht einmal begriffen. Törleß dagegen flieht aus der Welt gesellschaftlichen Handelns und Misshandelns in ein schöngeistiges, isoliertes und exklusives Künstlerdasein.
Musil hat in Beinebergs und Reitings Verhalten die sexuelle Komponente des Machttriebes verdeutlicht. Auch Törleß sieht den Zusammenhang: Er fordert Basini auf, ihm über Reitings und Beinebergs Tun "alles zu erzählen" (141). Sein Wissen über ihre sexuellen Handlungen verleiht ihm Macht über sie.
In abgeschwächter Form wird dieser Zusammenhang von Sexualität und Macht schon zu Beginn des Geschehens deutlich, als die sozial verachtete Bozena durch ihre käufliche Sexualität Macht über die adligen Zöglinge gewinnt.
Rückblickend gesehen kritisiert der Roman nicht nur das Verhalten der österreichisch-ungarischen Gesellschaft der Jahrhundertwende und ihr Erziehungssystem. Vorgeschichte der Diktaturen des 20. Jahrhunderts. Methodik der Konzentrationslager.
Sonntag, 1. März 2009
PERSONEN UND PERSONENKONSTELLATION
1.0 Personen
1.1 Törleß
2.1 Die Gruppe
1.1 Törleß
- Charakterisierung
- Zitateliste
- Charakterisierung
- Zitateliste
- Beziehung zu Törleß
- Charakterisierung
- Zitateliste
- Beziehung zu Törleß
- Charakterisierung
- Zitateliste
- Beziehung zu Törleß
- Mathelehrer
- Bozena
- Eltern
- Prinz
2.1 Die Gruppe
1.0 Personen
Alle Personen sind auf Törleß "zugeschnitten". Sie haben somit eine funktionale statt individuelle Bedeutung. Die Charakterzüge der anderen Personen liegen im Zusammenhang mit Törleß' Entwicklungsstufe.
Beineberg teilt Törleß' Neigung zur Irrationalität, Reiting den Wunsch nach Macht. Die beiden Schüler stellen eine Überspitzung jeweils eines dominierenden Charakterzuges von Törleß dar.
Basini dient zur Erkenntnis über die Auswirkungen der Passivität im Extremfall. Törleß' Persönlichkeit ist noch nicht ausgereift, d.h. sie verändert sich im Laufe der Erzählung. Die Charaktere von Beineberg, Reiting und Basini sind dagegen statisch angelegt, sie entwickeln sich nicht.
Beineberg teilt Törleß' Neigung zur Irrationalität, Reiting den Wunsch nach Macht. Die beiden Schüler stellen eine Überspitzung jeweils eines dominierenden Charakterzuges von Törleß dar.
Basini dient zur Erkenntnis über die Auswirkungen der Passivität im Extremfall. Törleß' Persönlichkeit ist noch nicht ausgereift, d.h. sie verändert sich im Laufe der Erzählung. Die Charaktere von Beineberg, Reiting und Basini sind dagegen statisch angelegt, sie entwickeln sich nicht.
1.1 Törleß
1. Charakterisierung
Törleß ist das einzige Kind einer wohlhabenden, bürgerlichen Familie. Sein Vater ist Hofrat.
Zum Zeitpunkt des Geschehens ist Törleß 16 Jahre alt. Sein Vorname wird nie genannt. Er ist seit vier Jahren Schüler des berühmten Konvikts zu W. in Österreich, auf das er auf seinen eigenen Wunsch hin geschickt wird. Dieses Verlangen verdeutlicht seinen Ehrgeiz.(S. 9)
Seit seinem Eintritt in das Internat litt Törleß an starkem Heimweh und gewöhnte sich an, jeden Tag einen Brief nach Hause zu schreiben. Den Schmerz, den das Heimweh verursachte, empfand er allerdings nicht als störend, sondern als lustvoll. So wurden die Eltern mit der Zeit als "Gegenstand der Sehnsucht" nicht mehr benötigt; der Schmerz wurde zum Selbstzweck. (S. 10) Auf diese Weise fühlte Törleß sein eigenes Ich stärker. Doch mit der Zeit ebbte das Gefühl des Schmerzes ab und wurde durch eine für Törleß unterträgliche Leere ersetzt. Er suchte nun nach einem neuen erfüllenden Zweck. (S. 11f) Zu dieser Zeit schloss er Freundschaft mit einem sensiblen und sehr religiösen Prinzen. Diese Verbindung war für Törleß ein "Genuss psychologischer Art". Er legt Wert auf rationale Begründungen. So führte er den Bruch der Freundschaft herbei, als er die Religiosität des Prinzen, die er in seiner Rationalität nicht begriff, mit dem Verstand angriff. (S. 12ff.) Nach dem Ende dieser Freundschaft fühlte Törleß sich noch leerer als zuvor. Aus Langeweile und Unsicherheit schloss er sich den beiden älteren Mitschülern Reiting und Beineberg an. Zu diesem Zeitpunkt setzt die Erzählung ein.
Törleß ist unsicher und empfindet sich selbst als unfertig. Es wird beschrieben, dass er sich von Büchern beeinflussen ließ und verhielt sich zeitweise dementsprechend. Eine dauerhafte Prägung schein jedoch nichts dergleichen zu bewirken: "Es schein damals, dass er überhaupt keinen Charakter habe.", S.16. Er schließt sich Reiting und Beineberg an, weil ihm deren Wildheit imponiert. Er spielt die Rolle des Mitläufers. (S. 17f.)
Törleß genügt sich selber nicht. Er fühlt sich oft einsam und erträgt diesen Zustand nur schwer. Er sieht seine Tage zusammenhanglos und empfindet ein Gefühl der Gleichgültigkeit. Er kann sich für nichts begeistern. So erklärt sich auch die Rolle des Mitläufers, die er übernommen hat. Da er von sich selbst nichts nach außen trägt, was sonderlich markant und von seiner eigenen Personen geprägt ist, sucht er sich andere, die erfahrener und deren Charaktere schon ausgereifter sind, um durch sie das zu erleben, wozu er alleine nicht imstande ist.
In diesem Alter macht Törleß seine ersten sexuellen Erfahrungen. Er fühlt sich von der Sexualität sowohl angezogen als auch abgestoßen. Das Gefühl der Einsamkeit hängt mit einer Kindheitserinnerung zusammen. Das Kindermädchen ließ ihn im Wald allein zurück. Auf diese Weise sieht Törleß die Weiblichkeit immer im Zusammenhang mit der Einsamkeit.
Er empfindet eine Trennlinie zwischen sich und den um ihn herum geschehenen Dingen. (S.34)
Durch die Besuche bei Bozena, die verboten sind und ihn der Angst wegen reizen, wird sein Gefühl des Ich-Sein verstärkt. Sexualität ist für ihn insofern verstörend, als dass er durch die Sexualität der Eltern entstanden ist. (vor allem die Sexualität der Mutter ist wichtig).
Verhältnis zu Basini: Basini ist das Objekt, an dem Törleß seine Sinnlichkeit erfährt und sich selbst zu erkenne versucht. Er kann nicht ausschließen, dass er unter bestimmten Umständen nicht genauso gehandelt hätte.
Zusammenfassung:
intelligent; sensibel; starke Sinnlichkeit; ist nicht oberflächlich; hat Probleme, die von den anderen nicht verstanden werden; spürt die Brüchigkeit von Moral und Gesellschaft und die beschränkte Erkenntnisfähigkeit des Verstandes; hat kein Mitleid mit Basini, sondern benutzt ihn als Forschungsobjekt
er ist Mitläufer aber zeitweise auch Mittäter. er "übt" sich nicht an Basini, sondern verfällt ihm vorübergehend erotisch als der Verkörperung der dunklen und passiven Seite seines Wesens, bevor er sich von ihm löst und seine Identität findet.
2. Zitatliste
Törleß ist das einzige Kind einer wohlhabenden, bürgerlichen Familie. Sein Vater ist Hofrat.
Zum Zeitpunkt des Geschehens ist Törleß 16 Jahre alt. Sein Vorname wird nie genannt. Er ist seit vier Jahren Schüler des berühmten Konvikts zu W. in Österreich, auf das er auf seinen eigenen Wunsch hin geschickt wird. Dieses Verlangen verdeutlicht seinen Ehrgeiz.(S. 9)
Seit seinem Eintritt in das Internat litt Törleß an starkem Heimweh und gewöhnte sich an, jeden Tag einen Brief nach Hause zu schreiben. Den Schmerz, den das Heimweh verursachte, empfand er allerdings nicht als störend, sondern als lustvoll. So wurden die Eltern mit der Zeit als "Gegenstand der Sehnsucht" nicht mehr benötigt; der Schmerz wurde zum Selbstzweck. (S. 10) Auf diese Weise fühlte Törleß sein eigenes Ich stärker. Doch mit der Zeit ebbte das Gefühl des Schmerzes ab und wurde durch eine für Törleß unterträgliche Leere ersetzt. Er suchte nun nach einem neuen erfüllenden Zweck. (S. 11f) Zu dieser Zeit schloss er Freundschaft mit einem sensiblen und sehr religiösen Prinzen. Diese Verbindung war für Törleß ein "Genuss psychologischer Art". Er legt Wert auf rationale Begründungen. So führte er den Bruch der Freundschaft herbei, als er die Religiosität des Prinzen, die er in seiner Rationalität nicht begriff, mit dem Verstand angriff. (S. 12ff.) Nach dem Ende dieser Freundschaft fühlte Törleß sich noch leerer als zuvor. Aus Langeweile und Unsicherheit schloss er sich den beiden älteren Mitschülern Reiting und Beineberg an. Zu diesem Zeitpunkt setzt die Erzählung ein.
Törleß ist unsicher und empfindet sich selbst als unfertig. Es wird beschrieben, dass er sich von Büchern beeinflussen ließ und verhielt sich zeitweise dementsprechend. Eine dauerhafte Prägung schein jedoch nichts dergleichen zu bewirken: "Es schein damals, dass er überhaupt keinen Charakter habe.", S.16. Er schließt sich Reiting und Beineberg an, weil ihm deren Wildheit imponiert. Er spielt die Rolle des Mitläufers. (S. 17f.)
Törleß genügt sich selber nicht. Er fühlt sich oft einsam und erträgt diesen Zustand nur schwer. Er sieht seine Tage zusammenhanglos und empfindet ein Gefühl der Gleichgültigkeit. Er kann sich für nichts begeistern. So erklärt sich auch die Rolle des Mitläufers, die er übernommen hat. Da er von sich selbst nichts nach außen trägt, was sonderlich markant und von seiner eigenen Personen geprägt ist, sucht er sich andere, die erfahrener und deren Charaktere schon ausgereifter sind, um durch sie das zu erleben, wozu er alleine nicht imstande ist.
In diesem Alter macht Törleß seine ersten sexuellen Erfahrungen. Er fühlt sich von der Sexualität sowohl angezogen als auch abgestoßen. Das Gefühl der Einsamkeit hängt mit einer Kindheitserinnerung zusammen. Das Kindermädchen ließ ihn im Wald allein zurück. Auf diese Weise sieht Törleß die Weiblichkeit immer im Zusammenhang mit der Einsamkeit.
Er empfindet eine Trennlinie zwischen sich und den um ihn herum geschehenen Dingen. (S.34)
Durch die Besuche bei Bozena, die verboten sind und ihn der Angst wegen reizen, wird sein Gefühl des Ich-Sein verstärkt. Sexualität ist für ihn insofern verstörend, als dass er durch die Sexualität der Eltern entstanden ist. (vor allem die Sexualität der Mutter ist wichtig).
Verhältnis zu Basini: Basini ist das Objekt, an dem Törleß seine Sinnlichkeit erfährt und sich selbst zu erkenne versucht. Er kann nicht ausschließen, dass er unter bestimmten Umständen nicht genauso gehandelt hätte.
Zusammenfassung:
intelligent; sensibel; starke Sinnlichkeit; ist nicht oberflächlich; hat Probleme, die von den anderen nicht verstanden werden; spürt die Brüchigkeit von Moral und Gesellschaft und die beschränkte Erkenntnisfähigkeit des Verstandes; hat kein Mitleid mit Basini, sondern benutzt ihn als Forschungsobjekt
er ist Mitläufer aber zeitweise auch Mittäter. er "übt" sich nicht an Basini, sondern verfällt ihm vorübergehend erotisch als der Verkörperung der dunklen und passiven Seite seines Wesens, bevor er sich von ihm löst und seine Identität findet.
2. Zitatliste
1.2 Beineberg
1. Charakterisierung:
Beineberg ist stark vom Denken seines Vaters beeinflusst, der als Offizier in Indien gedient hatte. Dessen buddhistisch inspirierte Vorstellungen, Gedanken und Idenn hat er unkritisch übernommen. Er hegt die phantastische Hoffnung, "sich mittels ungewöhnlicher seelischer Kräfte eine Herrschaft sichern zu können" (26).
Beineberg trägt Törleß mehrmals sein "Konglomerat von Gedanken vor, in dem sich in verschwommener Form fernöstlich-mystisches Seelenwanderungs-Denken mit dem Glauben an Hypnose sowie mit Erinnerungen an Nietzsches Idee des Übermenschen und an die von ihm bekämpfte christliche Moral vermischt".
Erkennt, dass Wissenschaft ihre Grenzen hat und dass es etwas Wesentliches gibt, wofür sie nicht zuständig ist.
Beineberg geht davon aus, dass der Stärkere das Recht hat, den Schwächeren zu unterdrücken.
Der Schwächere ist Basini, an dem er sich erproben will und der deshalb für ihn experimentellen Wert hat. Er ist das Objekt, an dem Beineberg seine sadistischen Triebe befriedigen, Macht ausüben kann. Er gibt vor, ermüsse Basinis Seele hervorlocken und sein eigenes Mitleid bekämpfen. Er will Basini "quälen" (82) und "täglich an ihm [...] lernen, dass das bloße Menschsein gar nichts bedeutet, - eine bloße äffende, äußerliche Ähnlichkeit" (85).
Diese Verhaltensweise hat einen Höhepunkt nach dem gescheiterten Hypnose-Experiment, als er sich "an Basini müde" schlägt (174).
Beineberg stellt seine verworrenen Gedanken nicht in Frage, nimmt das Recht zum Verbrechen für sich in Anspruch und behält dabei sein gutes Gewissen.
Er benutzt Basini auch, um seine sexuellen Triebe zu befriedigen. Dabei versucht er sein Verhalten, das immer mit der Anwendung von Gewalt endet, mit seiner abstrusen Philosophie zu begründen (vgl. 144). (Verschleierung seines Sexualtriebes -> ideologische Funktion)
2. Zitateliste
3. Beziehung zu Törleß:
Törleß' Haltung gegenüber Beineberg ist ambivalent. Einerseits empfindet er ihm gegenüber einen "merkwürdigen Widerwillen" (26). Er spürt eine verkrampfte Triebhaftigkeit hinter scheinbar selbstsicherem Hochmut, die ihn abstößt.
Andererseits verkörpert Beineberg Wesenszüge, die auch in Törleß liegen. Auch Beineberg meint, "dass die Sinnlichkeit vielleicht das richtige Tor" zur Erkenntnis sein könnte.
Die philosophisch-ideologischen Gespräche (s.o.) mit Beineberg berühren Törleß kaum.
Bei intellektuellen Problemen ist Beineberg jedoch der Einzige, "mit dem er über etwas Derartiges sprechen konnte" (103). (Imaginäre Zahlen,ü..)
Zu Beginn des Geschehens hat Törleß Angst vor Beineberg und seinen Ideen. Er erscheint ihm "wie eine unheimliche, große, ruhig in ihrem Netz lauernde Spinne" (80). Gegen Ende wagt er jedoch gegen ihn Widerstand und zeigt dadurch seine gefestigte Identität und seine neu errungene Selbstständigkeit (vgl. 179).
Unterschiede:
Beide bemühen sich, rationale Zusammenhänge hinter der befremdlichen Wirklichkeit zu erfassen. Beineberg verwirft dabei jedoch emphatisch (mit Nachdruck) jede naturwissenschaftlich begründete Weltanschauung: "Täuschung ist sie, Schwindel ist sie, Schwachköpfigkeit! Blutarmut!" (116).
Törleß will Klarheit über seine Gedanken und Gefühle, Beineberg will mit Menschen experimentieren und dadurch Macht gewinnen.
Beineberg ist stark vom Denken seines Vaters beeinflusst, der als Offizier in Indien gedient hatte. Dessen buddhistisch inspirierte Vorstellungen, Gedanken und Idenn hat er unkritisch übernommen. Er hegt die phantastische Hoffnung, "sich mittels ungewöhnlicher seelischer Kräfte eine Herrschaft sichern zu können" (26).
Beineberg trägt Törleß mehrmals sein "Konglomerat von Gedanken vor, in dem sich in verschwommener Form fernöstlich-mystisches Seelenwanderungs-Denken mit dem Glauben an Hypnose sowie mit Erinnerungen an Nietzsches Idee des Übermenschen und an die von ihm bekämpfte christliche Moral vermischt".
Erkennt, dass Wissenschaft ihre Grenzen hat und dass es etwas Wesentliches gibt, wofür sie nicht zuständig ist.
Beineberg geht davon aus, dass der Stärkere das Recht hat, den Schwächeren zu unterdrücken.
Der Schwächere ist Basini, an dem er sich erproben will und der deshalb für ihn experimentellen Wert hat. Er ist das Objekt, an dem Beineberg seine sadistischen Triebe befriedigen, Macht ausüben kann. Er gibt vor, ermüsse Basinis Seele hervorlocken und sein eigenes Mitleid bekämpfen. Er will Basini "quälen" (82) und "täglich an ihm [...] lernen, dass das bloße Menschsein gar nichts bedeutet, - eine bloße äffende, äußerliche Ähnlichkeit" (85).
Diese Verhaltensweise hat einen Höhepunkt nach dem gescheiterten Hypnose-Experiment, als er sich "an Basini müde" schlägt (174).
Beineberg stellt seine verworrenen Gedanken nicht in Frage, nimmt das Recht zum Verbrechen für sich in Anspruch und behält dabei sein gutes Gewissen.
Er benutzt Basini auch, um seine sexuellen Triebe zu befriedigen. Dabei versucht er sein Verhalten, das immer mit der Anwendung von Gewalt endet, mit seiner abstrusen Philosophie zu begründen (vgl. 144). (Verschleierung seines Sexualtriebes -> ideologische Funktion)
2. Zitateliste
3. Beziehung zu Törleß:
Törleß' Haltung gegenüber Beineberg ist ambivalent. Einerseits empfindet er ihm gegenüber einen "merkwürdigen Widerwillen" (26). Er spürt eine verkrampfte Triebhaftigkeit hinter scheinbar selbstsicherem Hochmut, die ihn abstößt.
Andererseits verkörpert Beineberg Wesenszüge, die auch in Törleß liegen. Auch Beineberg meint, "dass die Sinnlichkeit vielleicht das richtige Tor" zur Erkenntnis sein könnte.
Die philosophisch-ideologischen Gespräche (s.o.) mit Beineberg berühren Törleß kaum.
Bei intellektuellen Problemen ist Beineberg jedoch der Einzige, "mit dem er über etwas Derartiges sprechen konnte" (103). (Imaginäre Zahlen,ü..)
Zu Beginn des Geschehens hat Törleß Angst vor Beineberg und seinen Ideen. Er erscheint ihm "wie eine unheimliche, große, ruhig in ihrem Netz lauernde Spinne" (80). Gegen Ende wagt er jedoch gegen ihn Widerstand und zeigt dadurch seine gefestigte Identität und seine neu errungene Selbstständigkeit (vgl. 179).
Unterschiede:
Beide bemühen sich, rationale Zusammenhänge hinter der befremdlichen Wirklichkeit zu erfassen. Beineberg verwirft dabei jedoch emphatisch (mit Nachdruck) jede naturwissenschaftlich begründete Weltanschauung: "Täuschung ist sie, Schwindel ist sie, Schwachköpfigkeit! Blutarmut!" (116).
Törleß will Klarheit über seine Gedanken und Gefühle, Beineberg will mit Menschen experimentieren und dadurch Macht gewinnen.
1.3 Reiting
1. Charakterisierung:
Reiting ist ein intriganter, rücksichtsloser Tyrann. Er liebt Manipulation und Machtausübung gegenüber Menschen. Er beherrscht die öffentliche Meinung und kann die Doppelexistenz, die er mit seinen Freunden führt, geschickt tarnen.
Er rechnet mit Enthüllungen seiner Mutter bezüglich einer hohen Herkunft, will Offizier werden und bereitet sich auf eine Rolle in der Politik vor.
Reitings unideologische Bosheit wirkt auf den Leser fast sympathisch (im Gegensatz zu Beinebergs sexuellen Ausschreitungen und philosophisch verbrämten Sadismus), zumal er über ein gewinnendes Wesen verfügt, seine schlimmen Unternehmungen "mit liebenswürdigen Lachen" durchführt und sich entschuldigt: "Ich übe mich dabei" (55).
Er will seine Macht erproben (er will sehen "wie weit das geht", 163. s.u.) und liebt Massenbewegungen (163).
Inszeniert den Auftritt am Schluss, in dem die Schüler "alle Schuld auf Basini" wälzen (188) und ihre Lehrer hinters Licht führen.
2. Zitateliste:
Machthungriger Intrigant mit faschistoiden Zügen: "Er war ein Tyrann und unnachsichtig gegen den, der sich ihm widersetzte. Sein Anhang wechselte von Tag zu Tag, aber immer war die Majorität auf seiner Seite" (56).
Er "kannte kein größeres Vergnügen als Menschen gegeneinander zu hetzen, den einen mit Hilfe des anderen unterzukriegen" (55).
3. Beziehung zu Törleß:
4. Verhältnis zu Beineberg:
Nach anfänglichen Auseinandersetzung herrscht zwischen Reiting und Beineberg eine Art Burgfriede. Jeder erkennt die Fähigkeiten des anderen an, sie halten aus "gemeinschaftlichem Interesse" (56) zusammen und haben sich stillschweigend auf eine gemeinsame Herrschaft über die Mitschüler geeinigt.
5. Verhältnis zu Basini:
Reiting ist derjenige, der Basini des Diebstahls überführt. Für ihn ist die Tat selbst nicht von großer Bedeutung. Wichtig ist ihm allein, dass er dadurch Basini in der Hand hat, an ihm seine Macht erproben kann und das "Vergnügen" (68) hat, ihn auf immer andere Weise zu misshandeln, allerdings ohne Beinebergs ideologischen Überbau.
Er wird mit der "Überwachung" (70) der Einhaltung der Bedingungen beauftragt, die man Basini mitteilt, und er spielt diese Machtposition hemmungslos aus.
Im Gegensatz zu Beinebergs pseudophilosophischen "Umweg" (144) hat sich Reiting Basini sexuell direkt genähert. Auch er hat danach Gewalt angewendet, weil er sich einer "Sache" (143) gegenüber nicht zu genieren braucht.
Nachdem sich Basini unter Törleß' Einfluss etwas von Reiting gelöst hat, will dieser ihn "noch weiter demütigen und herunterdrücken" (163). Er denkt sich raffinierte Folterpraktiken aus und will sehen, "wie weit das geht" (163).
Von ihm stammt die Idee, Basini der Klasse auszuliefern.
Reiting ist ein intriganter, rücksichtsloser Tyrann. Er liebt Manipulation und Machtausübung gegenüber Menschen. Er beherrscht die öffentliche Meinung und kann die Doppelexistenz, die er mit seinen Freunden führt, geschickt tarnen.
Er rechnet mit Enthüllungen seiner Mutter bezüglich einer hohen Herkunft, will Offizier werden und bereitet sich auf eine Rolle in der Politik vor.
Reitings unideologische Bosheit wirkt auf den Leser fast sympathisch (im Gegensatz zu Beinebergs sexuellen Ausschreitungen und philosophisch verbrämten Sadismus), zumal er über ein gewinnendes Wesen verfügt, seine schlimmen Unternehmungen "mit liebenswürdigen Lachen" durchführt und sich entschuldigt: "Ich übe mich dabei" (55).
Er will seine Macht erproben (er will sehen "wie weit das geht", 163. s.u.) und liebt Massenbewegungen (163).
Inszeniert den Auftritt am Schluss, in dem die Schüler "alle Schuld auf Basini" wälzen (188) und ihre Lehrer hinters Licht führen.
2. Zitateliste:
Machthungriger Intrigant mit faschistoiden Zügen: "Er war ein Tyrann und unnachsichtig gegen den, der sich ihm widersetzte. Sein Anhang wechselte von Tag zu Tag, aber immer war die Majorität auf seiner Seite" (56).
Er "kannte kein größeres Vergnügen als Menschen gegeneinander zu hetzen, den einen mit Hilfe des anderen unterzukriegen" (55).
3. Beziehung zu Törleß:
4. Verhältnis zu Beineberg:
Nach anfänglichen Auseinandersetzung herrscht zwischen Reiting und Beineberg eine Art Burgfriede. Jeder erkennt die Fähigkeiten des anderen an, sie halten aus "gemeinschaftlichem Interesse" (56) zusammen und haben sich stillschweigend auf eine gemeinsame Herrschaft über die Mitschüler geeinigt.
5. Verhältnis zu Basini:
Reiting ist derjenige, der Basini des Diebstahls überführt. Für ihn ist die Tat selbst nicht von großer Bedeutung. Wichtig ist ihm allein, dass er dadurch Basini in der Hand hat, an ihm seine Macht erproben kann und das "Vergnügen" (68) hat, ihn auf immer andere Weise zu misshandeln, allerdings ohne Beinebergs ideologischen Überbau.
Er wird mit der "Überwachung" (70) der Einhaltung der Bedingungen beauftragt, die man Basini mitteilt, und er spielt diese Machtposition hemmungslos aus.
Im Gegensatz zu Beinebergs pseudophilosophischen "Umweg" (144) hat sich Reiting Basini sexuell direkt genähert. Auch er hat danach Gewalt angewendet, weil er sich einer "Sache" (143) gegenüber nicht zu genieren braucht.
Nachdem sich Basini unter Törleß' Einfluss etwas von Reiting gelöst hat, will dieser ihn "noch weiter demütigen und herunterdrücken" (163). Er denkt sich raffinierte Folterpraktiken aus und will sehen, "wie weit das geht" (163).
Von ihm stammt die Idee, Basini der Klasse auszuliefern.
1.4 Basini
1. Charakterisierung:
Basinis Verhalten und Wesen wird negativ beschrieben (70f.).
Er hat "weiche, träge Bewegungen und weibische Gesichtszüge", ist von geringem Verstand, brüstet sich mit erotischen Erlebnissen, die er wegen seiner "zurückgebliebenen Entwicklung" nicht hat, und lügt "aus Eitelkeit" (71).
Durch seinen Diebstahl gibt er den Anstoß zum Geschehen.
Einzige positive Eigenschaft: "eine Art kokette Liebenswürdigkeit" (70).
Empfindet Lust in der Erniedrigung und beugt sich seinen Peinigern ohne Selbstachtung und ohne den Willen, sich gegen sie aufzulehnen.
Basinis geistige Beschränktheit ist sicher ein Grund dafür, dass er seine Lage falsch einschätzt und nicht erkennt, dass er keine Chance gegenüber seinen sadistischen Mitschülern hat. Ein anderer Grund liegt in seiner sozialen Situation. Er ist zwar adliger Herkunft, aber seine Mutter ist Witwe und verfügt nur über wenig finanzielle Mittel. Würde seine Tat aufgedeckt werden, müsste er die Anstalt unehrenhaft verlassen und seine gesellschaftliche Stellung und berufliche Zukunftsaussichten wären in Frage gestellt.
Basini übernimmt stellvertretend die sexuelle Funktion von Bozena. Sie verfüht die Jungen des Konvikts, er liefert sicht ihnen willenlos aus. Sie ist Außenseiterin der Gesellschaft, Basini wird durch seinen Ausschluss von der Schule von der Gesellschaft ebenfalls zum Außenseiter gemacht
Soziale Situation innerhalb des Konvikts: Basini ist nicht angesehen, wird nicht ernst genommen, wird belächelt. Er ist ungeschickt und ängstlich, vor allem im Umgang mit Frauen. Sein Verhalten wird von den Kameraden durchschaut. Er ist isoliert und muss im Konvikt alleine zurechtkommen.
Fazit: Charakterliche Anlagen/Schwächen machen Basini zum idealen Opfer
2. Zitateliste:
"Die moralische Minderwertigkeit und seine Dummheit wuchsen auf einem Stamm." (71)
Lust in der Erniedrigung: Reiting:"Er wollte mir gehorsam sein, alles tun, was überhaupt ich wünsche [...]. Um diesen Preis bot er sich mir förmlich zum Sklaven an, und die Mischung von List und gieriger Angst [...] war widerwärtig" (62f.)
3. Beziehung zu Törleß:
Basini ist das Objekt, an dem Törleß seine Sinnlichkeit erfährt und sich selbst zu erkennen versucht. Nach dem sexuellen Kontakt mit ihm will Törleß ihn nicht quälen, sondern "nur zwingen, selbst die volle Wahrheit zu sagen" (141)
Basinis Verhalten und Wesen wird negativ beschrieben (70f.).
Er hat "weiche, träge Bewegungen und weibische Gesichtszüge", ist von geringem Verstand, brüstet sich mit erotischen Erlebnissen, die er wegen seiner "zurückgebliebenen Entwicklung" nicht hat, und lügt "aus Eitelkeit" (71).
Durch seinen Diebstahl gibt er den Anstoß zum Geschehen.
Einzige positive Eigenschaft: "eine Art kokette Liebenswürdigkeit" (70).
Empfindet Lust in der Erniedrigung und beugt sich seinen Peinigern ohne Selbstachtung und ohne den Willen, sich gegen sie aufzulehnen.
Basinis geistige Beschränktheit ist sicher ein Grund dafür, dass er seine Lage falsch einschätzt und nicht erkennt, dass er keine Chance gegenüber seinen sadistischen Mitschülern hat. Ein anderer Grund liegt in seiner sozialen Situation. Er ist zwar adliger Herkunft, aber seine Mutter ist Witwe und verfügt nur über wenig finanzielle Mittel. Würde seine Tat aufgedeckt werden, müsste er die Anstalt unehrenhaft verlassen und seine gesellschaftliche Stellung und berufliche Zukunftsaussichten wären in Frage gestellt.
Basini übernimmt stellvertretend die sexuelle Funktion von Bozena. Sie verfüht die Jungen des Konvikts, er liefert sicht ihnen willenlos aus. Sie ist Außenseiterin der Gesellschaft, Basini wird durch seinen Ausschluss von der Schule von der Gesellschaft ebenfalls zum Außenseiter gemacht
Soziale Situation innerhalb des Konvikts: Basini ist nicht angesehen, wird nicht ernst genommen, wird belächelt. Er ist ungeschickt und ängstlich, vor allem im Umgang mit Frauen. Sein Verhalten wird von den Kameraden durchschaut. Er ist isoliert und muss im Konvikt alleine zurechtkommen.
Fazit: Charakterliche Anlagen/Schwächen machen Basini zum idealen Opfer
2. Zitateliste:
"Die moralische Minderwertigkeit und seine Dummheit wuchsen auf einem Stamm." (71)
Lust in der Erniedrigung: Reiting:"Er wollte mir gehorsam sein, alles tun, was überhaupt ich wünsche [...]. Um diesen Preis bot er sich mir förmlich zum Sklaven an, und die Mischung von List und gieriger Angst [...] war widerwärtig" (62f.)
3. Beziehung zu Törleß:
Basini ist das Objekt, an dem Törleß seine Sinnlichkeit erfährt und sich selbst zu erkennen versucht. Nach dem sexuellen Kontakt mit ihm will Törleß ihn nicht quälen, sondern "nur zwingen, selbst die volle Wahrheit zu sagen" (141)
1.5 Sonstige
1. Mathelehrer
2. Bozena: Sie verführt die Jungen des Konvikts, ist Außenseiterin der Gesellschaft.
3. Eltern
4. Prinz
2. Bozena: Sie verführt die Jungen des Konvikts, ist Außenseiterin der Gesellschaft.
3. Eltern
4. Prinz
2.1 Die Gruppe
Bei der Gruppe der drei Jugendlichen handelt es sich um ein Zweckbündnis, wobei die Machtausübung nicht stabil ist.
Zusammengeführt werden sie durch Basinis Diebstahl und durch die beschlossene Selbstjustiz.
Törleß hat sich Beineberg aus Langeweile und Bewunderung ihres Verhaltens angeschlossen. Diese benutzen seinen beweglichen Geist für ihre Zwecke. Wegen seiner besonderen Ziele und wegen seiner Rolle als "geheimer Generalstabschef" (57) nimmt er eine Sonderstellung in dieser Gruppe ein.
Spannungen:
Törleß ist auf Reiting und Beineberg eifersüchtig, als diese sich ohne ihn besprechen.
Als Beineberg von Reitings geheimen Zusammenkünften mit Basini errährt, wittert er Betrug. Die Kenntnis dieses Geheimnisses will er gegen Reiting verwenden, wenn es erforderlich sein sollte.
Törleß wird von beiden bedroht, als er sich von ihnen am Schluss distanziert.
Törleß und Basini:
Törleß ist durch sein Verhalten gegenüber Basini nicht nur Mitläufer, sondern zeitweilig auch Mittäter. Er ist jedoch weniger aktiv an den Geschehnissen beteiligt. Durch Basini gewinnt er sinnliche Erfahrungen. Im Gegensatz zu Reiting und Beineberg "übt" er sich nicht an Basini, sondern verfällt ihm vorübergehend erotisch la der Verkörperung der dunklen und passiven Seite seines Wesens, bevor er sich von ihm löst und seine Identität findet.
Zusammengeführt werden sie durch Basinis Diebstahl und durch die beschlossene Selbstjustiz.
Törleß hat sich Beineberg aus Langeweile und Bewunderung ihres Verhaltens angeschlossen. Diese benutzen seinen beweglichen Geist für ihre Zwecke. Wegen seiner besonderen Ziele und wegen seiner Rolle als "geheimer Generalstabschef" (57) nimmt er eine Sonderstellung in dieser Gruppe ein.
Spannungen:
Törleß ist auf Reiting und Beineberg eifersüchtig, als diese sich ohne ihn besprechen.
Als Beineberg von Reitings geheimen Zusammenkünften mit Basini errährt, wittert er Betrug. Die Kenntnis dieses Geheimnisses will er gegen Reiting verwenden, wenn es erforderlich sein sollte.
Törleß wird von beiden bedroht, als er sich von ihnen am Schluss distanziert.
Törleß und Basini:
Törleß ist durch sein Verhalten gegenüber Basini nicht nur Mitläufer, sondern zeitweilig auch Mittäter. Er ist jedoch weniger aktiv an den Geschehnissen beteiligt. Durch Basini gewinnt er sinnliche Erfahrungen. Im Gegensatz zu Reiting und Beineberg "übt" er sich nicht an Basini, sondern verfällt ihm vorübergehend erotisch la der Verkörperung der dunklen und passiven Seite seines Wesens, bevor er sich von ihm löst und seine Identität findet.
Sonntag, 1. Februar 2009
1.1 Zusammenfassung
Törleß ist zum Zeitpunkt des Geschehens seit vier Jahren in dem Konvikt. Nach anfänglichen Schwierigkeiten, die sich in Langeweile, Heimweh und Einsamkeit äußern, und dem selbstverschuldeten Bruch der Freundschaft zu einem Prinzen, schließt er sich den beiden älteren Mitschülern Reiting und Beineberg an. Diese haben Basini, der ebenfalls Schüler des Internats ist, des Diebstahls überführt und beschließen, ihn nicht anzuzeigen, sondern Selbstjustiz zu üben, um ihn quälen und missbrauchen zu können. Törleß beteiligt sich anfangs an den Quälereien und ist sowohl fasziniert als auch angewidert. Zwischen ihm und Basini kommt es zwischenzeitlich zu einer homoerotischen Beziehung. Törleß durchlebt in dieser Zeit eine geistige und seelische Entwicklung, die erkenntnistheoretischer, moralischer und sexueller Natur ist. Als die Misshandlungen drohen zu eskalieren, warnt Törleß Basini, der sich daraufhin selbst anzeigt. Es kommt zu einer Untersuchung und Basini wird der Anstalt verwiesen. Törleß tritt freiwillig aus.
1.3 Szenenspezifische Inhaltsangabe
Exposition:
1. Abschied von den Eltern (S. 7-8, S. 18-19)
1a. Rückblick auf die ersten vier Jahre im Konvikt (S.8-18)
2. DerRückweg in die Stadt (S.19-23)
3. Gespräch mit Beineberg in der Konditorei (S.23-25)
4. Besuch bei Bozena (S. 35-49)
5. Beratung in der Dachkammer (S. 49-69)
6. Basini wird unter Kuratel gesetzt (S. 69-70)
Steigende Handlung:
7. Briefwechsel mit den Eltern (S.70-74)
8. Beinebergs Plan (S. 74-86)
9. Krise (S. 86-93)
10. Beinebergs und Reitings Plan (S.93-95)
11. Misshandlung Basinis (S. 95-102)
12. Gespräch mit Beineberg über die imaginären Zahlen (S. 102-105)
13. Gespräch mit dem Mathematiklehrer (S. 105-110)
14. Kant-Lektüre (S. 110-113)
15. Scheitern an Kant und Gespräch mit Beineberg über Mathematik (S. 113-118)
16. Kant-Traum (S. 118-124)
17. Essay-Versuch über die Verwirrungen (S.124-131)
18. Abwendung von Kant und Hinwendung zu Basini (S. 131-133)
Höhepunkt:
19. Törleß allein mit Basini im Konvikt (S. 133-136)
20. Verhör Basinis (S. 136-151)
21. Sexuelle Begegnung (S. 151-153)
22. Bedeutung für Törleß' Entwicklung (S. 153-162)
22a. Vorausblick auf das spätere Leben (S. 158-160)
Retardierendes Moment:
23. Neue Beratung u nd Hypnose-Idee (S. 163-169)
24. Hypnose-Experiment (S. 169-174)
25. Törleß' Desinteresse an Basini und endgütlige Abkehr von Reiting (S. 174-179)
26. Drohung gegen Törleß und seine Warnung an Basini (S. 179-184)
27. Basinis Misshandlung durch die Klasse (S. 184-186)
28. Vor der Untersuchung des Schulgremiums (S. 186-188)
Schluss/Lösung des Konflikts:
29. Untersuchung (S. 188-196)
30. Törleß' Austritt aus dem Internat (S. 196-200)
1. Abschied von den Eltern (S. 7-8, S. 18-19)
1a. Rückblick auf die ersten vier Jahre im Konvikt (S.8-18)
2. DerRückweg in die Stadt (S.19-23)
3. Gespräch mit Beineberg in der Konditorei (S.23-25)
4. Besuch bei Bozena (S. 35-49)
5. Beratung in der Dachkammer (S. 49-69)
6. Basini wird unter Kuratel gesetzt (S. 69-70)
Steigende Handlung:
7. Briefwechsel mit den Eltern (S.70-74)
8. Beinebergs Plan (S. 74-86)
9. Krise (S. 86-93)
10. Beinebergs und Reitings Plan (S.93-95)
11. Misshandlung Basinis (S. 95-102)
12. Gespräch mit Beineberg über die imaginären Zahlen (S. 102-105)
13. Gespräch mit dem Mathematiklehrer (S. 105-110)
14. Kant-Lektüre (S. 110-113)
15. Scheitern an Kant und Gespräch mit Beineberg über Mathematik (S. 113-118)
16. Kant-Traum (S. 118-124)
17. Essay-Versuch über die Verwirrungen (S.124-131)
18. Abwendung von Kant und Hinwendung zu Basini (S. 131-133)
Höhepunkt:
19. Törleß allein mit Basini im Konvikt (S. 133-136)
20. Verhör Basinis (S. 136-151)
21. Sexuelle Begegnung (S. 151-153)
22. Bedeutung für Törleß' Entwicklung (S. 153-162)
22a. Vorausblick auf das spätere Leben (S. 158-160)
Retardierendes Moment:
23. Neue Beratung u nd Hypnose-Idee (S. 163-169)
24. Hypnose-Experiment (S. 169-174)
25. Törleß' Desinteresse an Basini und endgütlige Abkehr von Reiting (S. 174-179)
26. Drohung gegen Törleß und seine Warnung an Basini (S. 179-184)
27. Basinis Misshandlung durch die Klasse (S. 184-186)
28. Vor der Untersuchung des Schulgremiums (S. 186-188)
Schluss/Lösung des Konflikts:
29. Untersuchung (S. 188-196)
30. Törleß' Austritt aus dem Internat (S. 196-200)
Donnerstag, 1. Januar 2009
Basisinformation
Titel Die Verwirrungen des Zöglings Törleß
Veröffentlichungsjahr 1906
Textart Entwicklungsroman
Autor Robert Musil
Thema
Veröffentlichungsjahr 1906
Textart Entwicklungsroman
Autor Robert Musil
Thema
Basissatz
Der Entwicklungsroman "Die Verwirrungen des Zöglings Törleß" von Robert Musil, erschienen im Jahre 1906, handelt von der Persönlichkeitsfindung des sechszehnjährigen Törleß, Schüler eines berühtmen österreischischen Militärkonvikts.
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