Freitag, 1. Mai 2009

5. Dingsymbole

Törleß' Annäherung an das Unsagbare wird durch Bilder von Mauern, Toren und Türen veranschaulicht. Diese Gegenstände haben symbolische Bedeutung.
Vor der Konditorei steht die Dunkelheit "wie eine Mauer vor den Fenstern" (32). Der Vergleich verdeutlicht Törleß' Einsamkeit.
Beim Gang zu Bozenas Haus müssen die Jugendlichen durch einen Wald, der "wie eine schwarze, undurchdringliche Mauer" (36) droht. Diese Mauer zur Sinnlichkeit kann man jedoch durchschreiten, wie er in Bozenas Zimmer ahnt. Dort erscheinen ihm die Nächte" wie dunkle Tore zu geheimnisvollen Freuden, die man ihm verheimlicht hatte, so dass sein Leben leer und unglücklich blieb" (47).
Ebenfalls einen Hinweis auf Durchlässigkeit gibt nach dem Parkerlebnis die "graue, fensterlose Mauer" hinter Törleß. "Sie schien [...] ihn schweigend anzusehen", und in ihr erwacht "ein unheimliches Leben" (93).
Auch nach Basinis Diebstahl vermutet Törleß, dass von "der hellen, täglichen Welt [...] ein Tor zu einer leidenschaftlichen, nackten, vernichtenden führte" (64). er erkennt zum ersten Mal, dass die Grenzen zwischen diesen beiden Welten "jeden Augenblick überschreitbar aneinanderstoßen..." (65). Damit macht er die grundlegende Erfahrung, die er allerdings noch nicht begreifen kann, dass die beiden Welten zusammengehören.
Als Törleß dann seine Verwirrungen überwunden hat, erkennt er, dass es "leicht verlöschbare Grenzen rings um den Menschen gibt, dass fiebernde Träume umd die Seele schleichen, die feste Mauern zernagen und unheimliche Gassen aufreißen" (199). Jetzt erscheint ihm die Mauer als überwindbares Hindernis auf dem Weg nach innen.
Es gibt nicht nur Türen, die in den Bereich der Sinnlichkeit führen, sondern auch welche, durch die man Zutritt zum rationalen Bereich der Mathematik findet. Die Kenntnis des Problems der imaginären Zahlen ist für Törleß wie "der Schlüssel eines versperrten Gartens" (105). Als der Lehrer ihm das Problem nicht erklären kann, hört Törleß zu diesem Bereich "die Tür zufallen" (109).
Mauern bedeuten Grenzen zwischen der hellen, rationalen Welt des Alltags und der irrationalen Welt sowohl der Sinnlichkeit als auch der Geistigkeit. Anfangs verschließen sie Törleß den Weg zu diesen Bereichen. Am Ende seiner Entwicklungsphase hat er Zugänge gefunden.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen