Freitag, 1. Mai 2009

2. Zeitgestaltung und Verweise

Wechsel von Zeitraffung und Zeitdehnung:
Die Zeitraffung stellt das Kontinuum des Erzählers her und leitet jeweils zur nächsten Episode über. Erweiterung des Zeitraumes des Geschehens in die Vergangenheit und auch Zukunft.
Die Zeitdehnung dient dazu, dem Leser die wichtigsten seelischen Prozesse und Ergebnisse unmittelbar vor Augen zu führen.
Viele Abschnitte beginnen mit einer Zeitangabe, die einen Bezug zwischen ihnen herstellt. Hinweise auf die reale Zeit geschehen eher beiläufig. Sie dienen dazu, die Realität des Geschehens zu bekräftigen und einen zusammenhängenden Handlungsverlauf darzustellen. Wichtiger als diese lineare Zeitgestaltung sind dem Erzähler jedoch die zahlreich eingeschobenen Rückverweise und Vorausdeutungen. Häufung zu Anfang und gegen Schluss.
Vorausdeutungen: Erweiterung des Handlungszusammenhangs
Rückverweise: Raffungen, die das Zeitgeschehen verdichten.
Die Rückwendungen und Vorausdeutungen vergegenwärtigen zeitlich Getrenntes in einem Sinnzusammenhang.
Zwei gegensätzliche Formen der Zeit:
kontinuierlich-messbar ablaufende, mechanische Zeit, die die menschliche Existenz ihrer Sinnhaftigkeit entleert. Diese äußere Zeit stellt Musil schon am Anfang des Romans dar, wenn er den Bahnhofsvorsteher seine Taschenuhr hervorziehen lässt (vgl.8). Tagesablauf und Stundenplan unterliegen ebenfalls dieser mechanischen Zeit. Sie ist ohne Sinn, Törleß steht ihr gleichgültig gegenüber und findet sie "so langweilig" (31).
Innere Zeit, welche in den Gleichnissen, Reflexionen und nachdenklichen Stimmungen von Törleß fassbar wird.

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