Sonntag, 1. März 2009

1.1 Törleß

1. Charakterisierung

Törleß ist das einzige Kind einer wohlhabenden, bürgerlichen Familie. Sein Vater ist Hofrat.
Zum Zeitpunkt des Geschehens ist Törleß 16 Jahre alt. Sein Vorname wird nie genannt. Er ist seit vier Jahren Schüler des berühmten Konvikts zu W. in Österreich, auf das er auf seinen eigenen Wunsch hin geschickt wird. Dieses Verlangen verdeutlicht seinen Ehrgeiz.(S. 9)
Seit seinem Eintritt in das Internat litt Törleß an starkem Heimweh und gewöhnte sich an, jeden Tag einen Brief nach Hause zu schreiben. Den Schmerz, den das Heimweh verursachte, empfand er allerdings nicht als störend, sondern als lustvoll. So wurden die Eltern mit der Zeit als "Gegenstand der Sehnsucht" nicht mehr benötigt; der Schmerz wurde zum Selbstzweck. (S. 10) Auf diese Weise fühlte Törleß sein eigenes Ich stärker. Doch mit der Zeit ebbte das Gefühl des Schmerzes ab und wurde durch eine für Törleß unterträgliche Leere ersetzt. Er suchte nun nach einem neuen erfüllenden Zweck. (S. 11f) Zu dieser Zeit schloss er Freundschaft mit einem sensiblen und sehr religiösen Prinzen. Diese Verbindung war für Törleß ein "Genuss psychologischer Art". Er legt Wert auf rationale Begründungen. So führte er den Bruch der Freundschaft herbei, als er die Religiosität des Prinzen, die er in seiner Rationalität nicht begriff, mit dem Verstand angriff. (S. 12ff.) Nach dem Ende dieser Freundschaft fühlte Törleß sich noch leerer als zuvor. Aus Langeweile und Unsicherheit schloss er sich den beiden älteren Mitschülern Reiting und Beineberg an. Zu diesem Zeitpunkt setzt die Erzählung ein.
Törleß ist unsicher und empfindet sich selbst als unfertig. Es wird beschrieben, dass er sich von Büchern beeinflussen ließ und verhielt sich zeitweise dementsprechend. Eine dauerhafte Prägung schein jedoch nichts dergleichen zu bewirken: "Es schein damals, dass er überhaupt keinen Charakter habe.", S.16. Er schließt sich Reiting und Beineberg an, weil ihm deren Wildheit imponiert. Er spielt die Rolle des Mitläufers. (S. 17f.)
Törleß genügt sich selber nicht. Er fühlt sich oft einsam und erträgt diesen Zustand nur schwer. Er sieht seine Tage zusammenhanglos und empfindet ein Gefühl der Gleichgültigkeit. Er kann sich für nichts begeistern. So erklärt sich auch die Rolle des Mitläufers, die er übernommen hat. Da er von sich selbst nichts nach außen trägt, was sonderlich markant und von seiner eigenen Personen geprägt ist, sucht er sich andere, die erfahrener und deren Charaktere schon ausgereifter sind, um durch sie das zu erleben, wozu er alleine nicht imstande ist.
In diesem Alter macht Törleß seine ersten sexuellen Erfahrungen. Er fühlt sich von der Sexualität sowohl angezogen als auch abgestoßen. Das Gefühl der Einsamkeit hängt mit einer Kindheitserinnerung zusammen. Das Kindermädchen ließ ihn im Wald allein zurück. Auf diese Weise sieht Törleß die Weiblichkeit immer im Zusammenhang mit der Einsamkeit.
Er empfindet eine Trennlinie zwischen sich und den um ihn herum geschehenen Dingen. (S.34)
Durch die Besuche bei Bozena, die verboten sind und ihn der Angst wegen reizen, wird sein Gefühl des Ich-Sein verstärkt. Sexualität ist für ihn insofern verstörend, als dass er durch die Sexualität der Eltern entstanden ist. (vor allem die Sexualität der Mutter ist wichtig).

Verhältnis zu Basini: Basini ist das Objekt, an dem Törleß seine Sinnlichkeit erfährt und sich selbst zu erkenne versucht. Er kann nicht ausschließen, dass er unter bestimmten Umständen nicht genauso gehandelt hätte.

Zusammenfassung:
intelligent; sensibel; starke Sinnlichkeit; ist nicht oberflächlich; hat Probleme, die von den anderen nicht verstanden werden; spürt die Brüchigkeit von Moral und Gesellschaft und die beschränkte Erkenntnisfähigkeit des Verstandes; hat kein Mitleid mit Basini, sondern benutzt ihn als Forschungsobjekt
er ist Mitläufer aber zeitweise auch Mittäter. er "übt" sich nicht an Basini, sondern verfällt ihm vorübergehend erotisch als der Verkörperung der dunklen und passiven Seite seines Wesens, bevor er sich von ihm löst und seine Identität findet.
2. Zitatliste

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