1. Charakterisierung:
Beineberg ist stark vom Denken seines Vaters beeinflusst, der als Offizier in Indien gedient hatte. Dessen buddhistisch inspirierte Vorstellungen, Gedanken und Idenn hat er unkritisch übernommen. Er hegt die phantastische Hoffnung, "sich mittels ungewöhnlicher seelischer Kräfte eine Herrschaft sichern zu können" (26).
Beineberg trägt Törleß mehrmals sein "Konglomerat von Gedanken vor, in dem sich in verschwommener Form fernöstlich-mystisches Seelenwanderungs-Denken mit dem Glauben an Hypnose sowie mit Erinnerungen an Nietzsches Idee des Übermenschen und an die von ihm bekämpfte christliche Moral vermischt".
Erkennt, dass Wissenschaft ihre Grenzen hat und dass es etwas Wesentliches gibt, wofür sie nicht zuständig ist.
Beineberg geht davon aus, dass der Stärkere das Recht hat, den Schwächeren zu unterdrücken.
Der Schwächere ist Basini, an dem er sich erproben will und der deshalb für ihn experimentellen Wert hat. Er ist das Objekt, an dem Beineberg seine sadistischen Triebe befriedigen, Macht ausüben kann. Er gibt vor, ermüsse Basinis Seele hervorlocken und sein eigenes Mitleid bekämpfen. Er will Basini "quälen" (82) und "täglich an ihm [...] lernen, dass das bloße Menschsein gar nichts bedeutet, - eine bloße äffende, äußerliche Ähnlichkeit" (85).
Diese Verhaltensweise hat einen Höhepunkt nach dem gescheiterten Hypnose-Experiment, als er sich "an Basini müde" schlägt (174).
Beineberg stellt seine verworrenen Gedanken nicht in Frage, nimmt das Recht zum Verbrechen für sich in Anspruch und behält dabei sein gutes Gewissen.
Er benutzt Basini auch, um seine sexuellen Triebe zu befriedigen. Dabei versucht er sein Verhalten, das immer mit der Anwendung von Gewalt endet, mit seiner abstrusen Philosophie zu begründen (vgl. 144). (Verschleierung seines Sexualtriebes -> ideologische Funktion)
2. Zitateliste
3. Beziehung zu Törleß:
Törleß' Haltung gegenüber Beineberg ist ambivalent. Einerseits empfindet er ihm gegenüber einen "merkwürdigen Widerwillen" (26). Er spürt eine verkrampfte Triebhaftigkeit hinter scheinbar selbstsicherem Hochmut, die ihn abstößt.
Andererseits verkörpert Beineberg Wesenszüge, die auch in Törleß liegen. Auch Beineberg meint, "dass die Sinnlichkeit vielleicht das richtige Tor" zur Erkenntnis sein könnte.
Die philosophisch-ideologischen Gespräche (s.o.) mit Beineberg berühren Törleß kaum.
Bei intellektuellen Problemen ist Beineberg jedoch der Einzige, "mit dem er über etwas Derartiges sprechen konnte" (103). (Imaginäre Zahlen,ü..)
Zu Beginn des Geschehens hat Törleß Angst vor Beineberg und seinen Ideen. Er erscheint ihm "wie eine unheimliche, große, ruhig in ihrem Netz lauernde Spinne" (80). Gegen Ende wagt er jedoch gegen ihn Widerstand und zeigt dadurch seine gefestigte Identität und seine neu errungene Selbstständigkeit (vgl. 179).
Unterschiede:
Beide bemühen sich, rationale Zusammenhänge hinter der befremdlichen Wirklichkeit zu erfassen. Beineberg verwirft dabei jedoch emphatisch (mit Nachdruck) jede naturwissenschaftlich begründete Weltanschauung: "Täuschung ist sie, Schwindel ist sie, Schwachköpfigkeit! Blutarmut!" (116).
Törleß will Klarheit über seine Gedanken und Gefühle, Beineberg will mit Menschen experimentieren und dadurch Macht gewinnen.
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