Freitag, 1. Mai 2009
1. Erzählweise
Erzählmodell nach Petersen:
- Er-Erzähler
-> Ausnahme S.10, aber das "Ich-Sagen" beschränkt sich auf Beschreibung der Situation Törleß'
- auktoriales Erzählverhalten
(kommentiert und interpretiert)
- Erzählerstandort: olympischer Blickpunkt (Blick auf die gesamte Lebensgeschichte von Törleß)
- umfassende Innensicht auf die seelischen Vorgänge des Protagonisten
- Erzählthaltung: nimmt Geschichte sehr ernst -> solidarisch an Törleß' Seite, starke Bindung,
unterstützt ihn
Ziel:
Die Figur Törleß soll dem Leser umfassend dargestellt werden und die Handlung und inneren Vorgänge nachvollziehen können.
- Er-Erzähler
-> Ausnahme S.10, aber das "Ich-Sagen" beschränkt sich auf Beschreibung der Situation Törleß'
- auktoriales Erzählverhalten
(kommentiert und interpretiert)
- Erzählerstandort: olympischer Blickpunkt (Blick auf die gesamte Lebensgeschichte von Törleß)
- umfassende Innensicht auf die seelischen Vorgänge des Protagonisten
- Erzählthaltung: nimmt Geschichte sehr ernst -> solidarisch an Törleß' Seite, starke Bindung,
unterstützt ihn
Ziel:
Die Figur Törleß soll dem Leser umfassend dargestellt werden und die Handlung und inneren Vorgänge nachvollziehen können.
2. Zeitgestaltung und Verweise
Wechsel von Zeitraffung und Zeitdehnung:
Die Zeitraffung stellt das Kontinuum des Erzählers her und leitet jeweils zur nächsten Episode über. Erweiterung des Zeitraumes des Geschehens in die Vergangenheit und auch Zukunft.
Die Zeitdehnung dient dazu, dem Leser die wichtigsten seelischen Prozesse und Ergebnisse unmittelbar vor Augen zu führen.
Viele Abschnitte beginnen mit einer Zeitangabe, die einen Bezug zwischen ihnen herstellt. Hinweise auf die reale Zeit geschehen eher beiläufig. Sie dienen dazu, die Realität des Geschehens zu bekräftigen und einen zusammenhängenden Handlungsverlauf darzustellen. Wichtiger als diese lineare Zeitgestaltung sind dem Erzähler jedoch die zahlreich eingeschobenen Rückverweise und Vorausdeutungen. Häufung zu Anfang und gegen Schluss.
Vorausdeutungen: Erweiterung des Handlungszusammenhangs
Rückverweise: Raffungen, die das Zeitgeschehen verdichten.
Die Rückwendungen und Vorausdeutungen vergegenwärtigen zeitlich Getrenntes in einem Sinnzusammenhang.
Zwei gegensätzliche Formen der Zeit:
kontinuierlich-messbar ablaufende, mechanische Zeit, die die menschliche Existenz ihrer Sinnhaftigkeit entleert. Diese äußere Zeit stellt Musil schon am Anfang des Romans dar, wenn er den Bahnhofsvorsteher seine Taschenuhr hervorziehen lässt (vgl.8). Tagesablauf und Stundenplan unterliegen ebenfalls dieser mechanischen Zeit. Sie ist ohne Sinn, Törleß steht ihr gleichgültig gegenüber und findet sie "so langweilig" (31).
Innere Zeit, welche in den Gleichnissen, Reflexionen und nachdenklichen Stimmungen von Törleß fassbar wird.
Die Zeitraffung stellt das Kontinuum des Erzählers her und leitet jeweils zur nächsten Episode über. Erweiterung des Zeitraumes des Geschehens in die Vergangenheit und auch Zukunft.
Die Zeitdehnung dient dazu, dem Leser die wichtigsten seelischen Prozesse und Ergebnisse unmittelbar vor Augen zu führen.
Viele Abschnitte beginnen mit einer Zeitangabe, die einen Bezug zwischen ihnen herstellt. Hinweise auf die reale Zeit geschehen eher beiläufig. Sie dienen dazu, die Realität des Geschehens zu bekräftigen und einen zusammenhängenden Handlungsverlauf darzustellen. Wichtiger als diese lineare Zeitgestaltung sind dem Erzähler jedoch die zahlreich eingeschobenen Rückverweise und Vorausdeutungen. Häufung zu Anfang und gegen Schluss.
Vorausdeutungen: Erweiterung des Handlungszusammenhangs
Rückverweise: Raffungen, die das Zeitgeschehen verdichten.
Die Rückwendungen und Vorausdeutungen vergegenwärtigen zeitlich Getrenntes in einem Sinnzusammenhang.
Zwei gegensätzliche Formen der Zeit:
kontinuierlich-messbar ablaufende, mechanische Zeit, die die menschliche Existenz ihrer Sinnhaftigkeit entleert. Diese äußere Zeit stellt Musil schon am Anfang des Romans dar, wenn er den Bahnhofsvorsteher seine Taschenuhr hervorziehen lässt (vgl.8). Tagesablauf und Stundenplan unterliegen ebenfalls dieser mechanischen Zeit. Sie ist ohne Sinn, Törleß steht ihr gleichgültig gegenüber und findet sie "so langweilig" (31).
Innere Zeit, welche in den Gleichnissen, Reflexionen und nachdenklichen Stimmungen von Törleß fassbar wird.
3. Raumgestaltung und -symbolik
Musil beschränkt sich auf wenige Schauplätze, die symbolische Bedeutung haben, aber auch Stimmungen widerspiegeln.
Orte rationaler Wahrnehmung sind gekennzeichnet durch Überschaubarkeit und Kontrollierbarkeit: Zimmer des Mathematiklehrers.
Bahnstation: Verbindet Anfang und Ende und rundet somit Törleß' Entwicklungsphase äußerlich ab. Der Leser lernt fast alle Personen kennen, die später eine Rolle spielen. Spiegelt Stimmungen. Es wird auf die Unendlichkeit dieser Strecke verwiesen, wohin "endlos gerade [...] vier parallele Eisenstränge nach beiden Seiten" (7) führen. Dem Leser wird auf diese Weise der Durchgangscharakter dieses Lebensabschnitts angedeutet. Die kleine Station verweist auf den dargestellten kurzen Lebensabschnitt.
Orte irrationaler Wahrnehmung sind gekennzeichnet durch Unüberschaubarkeit, Dunkelheit und Unkontrollierbarkeit: das Dorf (Gebäude und Bewohner vermitteln eine "tierische, drückende Atmosphäre (22), von der Törleß "wie mit Krallen" (23) ergriffen wird).
Weg zu Bozena: Die Schüler verlassen die "innere Stadt", den Bereich des Hellen, Bürgerlichen, und gehen zum dunklen Fluss. Gang der Zöglinge in der Dunkelheit wird mit dem Eindringen in den Bereich des Triebhaften, Sexuellen verbunden. Vor dem "Wühlen seiner dunklen Leidenschaften" (44) will sich Törleß retten, indem er an die "hellen Räume der elterlichen Wohnung" (44) denkt.
Orte mit ambivalenter Bedeutung: Park. Einerseits Bild für die vom Menschen angelegte, gepflegte und beherrschte Landschaft. Vermittelt Geborgenheit. Andererseits gehört er auch zum irrationalen Bereich: Törleß' Unendlichkeitserlebnis. Törleß hat seine Kindheit verlassen, ist aber der neuen Wirklichkeit der Erwachsenen gegenüber noch hilflos. Diese Eingrenzung seiner bisherigen endlichen Kinderwelt und die Unsicherheit angesichts einer grenzenlosen neuen Wirklichkeit bringen ihn in Verwirrung.
Konvikt: Zentraler Ort rationaler Wirklichkeitswahrnehmung. Es soll ein Ort der Konzentration und Abgeschlossenheit sein. Irrationale Seite: Bereich des winkligen Dachbodens mit der Roten Kammer veranschaulicht in seiner Unübersichtlichkeit und Undurchschaubarkeit die Perversität des Denkens und der Ereignisse, die sich dort abspielen. Symbol für die verborgenen und unterdrückten Triebe der Menschen. Törleß erlebt in ihr die düsteren Seiten menschlichen Wesens und erfährt hier in besonderem Maße, dass die Grenze zwischen den beiden Welten "jeden Augenblick überschreitbar" (65) zu sein scheint.
Orte rationaler Wahrnehmung sind gekennzeichnet durch Überschaubarkeit und Kontrollierbarkeit: Zimmer des Mathematiklehrers.
Bahnstation: Verbindet Anfang und Ende und rundet somit Törleß' Entwicklungsphase äußerlich ab. Der Leser lernt fast alle Personen kennen, die später eine Rolle spielen. Spiegelt Stimmungen. Es wird auf die Unendlichkeit dieser Strecke verwiesen, wohin "endlos gerade [...] vier parallele Eisenstränge nach beiden Seiten" (7) führen. Dem Leser wird auf diese Weise der Durchgangscharakter dieses Lebensabschnitts angedeutet. Die kleine Station verweist auf den dargestellten kurzen Lebensabschnitt.
Orte irrationaler Wahrnehmung sind gekennzeichnet durch Unüberschaubarkeit, Dunkelheit und Unkontrollierbarkeit: das Dorf (Gebäude und Bewohner vermitteln eine "tierische, drückende Atmosphäre (22), von der Törleß "wie mit Krallen" (23) ergriffen wird).
Weg zu Bozena: Die Schüler verlassen die "innere Stadt", den Bereich des Hellen, Bürgerlichen, und gehen zum dunklen Fluss. Gang der Zöglinge in der Dunkelheit wird mit dem Eindringen in den Bereich des Triebhaften, Sexuellen verbunden. Vor dem "Wühlen seiner dunklen Leidenschaften" (44) will sich Törleß retten, indem er an die "hellen Räume der elterlichen Wohnung" (44) denkt.
Orte mit ambivalenter Bedeutung: Park. Einerseits Bild für die vom Menschen angelegte, gepflegte und beherrschte Landschaft. Vermittelt Geborgenheit. Andererseits gehört er auch zum irrationalen Bereich: Törleß' Unendlichkeitserlebnis. Törleß hat seine Kindheit verlassen, ist aber der neuen Wirklichkeit der Erwachsenen gegenüber noch hilflos. Diese Eingrenzung seiner bisherigen endlichen Kinderwelt und die Unsicherheit angesichts einer grenzenlosen neuen Wirklichkeit bringen ihn in Verwirrung.
Konvikt: Zentraler Ort rationaler Wirklichkeitswahrnehmung. Es soll ein Ort der Konzentration und Abgeschlossenheit sein. Irrationale Seite: Bereich des winkligen Dachbodens mit der Roten Kammer veranschaulicht in seiner Unübersichtlichkeit und Undurchschaubarkeit die Perversität des Denkens und der Ereignisse, die sich dort abspielen. Symbol für die verborgenen und unterdrückten Triebe der Menschen. Törleß erlebt in ihr die düsteren Seiten menschlichen Wesens und erfährt hier in besonderem Maße, dass die Grenze zwischen den beiden Welten "jeden Augenblick überschreitbar" (65) zu sein scheint.
4. Lichtsymbolik
Der größere Teil des Geschehens spielt in den Abend- und Nachtstunden.
Törleß sieht in der Konditorei "in den leeren Garten hinaus, der allgemacht verdunkelte" (24). Nach dem Gespräch mit Beineberg blickt er in die Dunkelheit des verlassenen Gartens und fühlt sich vom "Schwarm schwarzer Feinde" (32) bedroht. Die Rote Kammer wird nur durch mitgebrachtes Licht erhellt.
Der Erzähler benutzt die Lichtsymbolik nicht nur, um die Stimmungen der Hauptfiguren zu spiegeln. Darstellungen, Gleichnisse und Metaphern aus dem Bereich der Lichtsymbolik durchdringen fast alle Bereiche des Textes und haben meist symbolische Bedeutung.
Der Erzähler spricht vom "geheimnisvollen, bizarren Dämmern des esoterischen Buddhismus" (24), um den Zwischenbereich zwischen Verstand und Gefühl zu verdeutlichen. Beineberg wird oft ins Zwielicht gestellt.
Törleß' Verhältnis zu Helligkeit und Dunkelheit ist ambivalent. Einmal berichtet der Erzähler: Sein Leben "war auf jeden Tag gerichtet", dann spricht er im gleich Abschnitt von der Faszination, welche die Nächte auf Törleß ausüben (vgl. 47).
Törleß liebt im Gegensatz zu Beineberg das helle, natürliche Licht. Als Törleß nach der Misshandlung Basinis den "über den Boden fließenden Lichtschein" sieht, sagt er zu dem verständnislosen Beineberg: "Mir ist dieses Licht wie ein Auge. Zu einer fremden Welt" (100). Es bedeutet für ihn schon zu diesem Zeitpunkt Mittel der Erkenntnis.
Als er sich später gegen die Quälereien entscheidet, fällt durch das Dachfenster "ein breiter Balken Mondlicht" (177), der ihn den geschundenen Körper Basinis erkennen lässt. Er erkennt den Sadismus der Mitschüler und fällt seine Entscheidung gegen sie. Von nun an betritt er nicht mehr die Rote Kammer.
Das Dunkel enthält für Törleß die ungehobenen Schätze einer unbewussten und verwirrenden Wirklichkeit, die durch den Erkenntnisvorgan ans Licht gehoben und versprachlicht werden muss. Bildhaft spricht der Erzähler von einzelnen "Teilchen", wie sie sich aus der "Finsternis" lösen, vorübergehend in den Bereich des "Lichts" gelangen, dann aber daraus wieder versinken (vgl. 128).
Die Lichtsymbolik begleitet die Grenzüberschreitung zwischen Außen und Innen, zwischen der Welt des Gegenständlichen und der des Seelischen. Sie verdeutlicht aber auch Törleß' Prozess der Bewusstseinsbildung und Erkenntnisgewinnung. In seiner Rede vor den Lehrern weist er bildhaft darauf hin: "Eine große Erkenntnis vollzieht sich nur zur Hälfte im Lichtkreis des Gehirns, zur anderen Hälfte in dem dunklen Boden des Innersten" (194f.)
Törleß sieht in der Konditorei "in den leeren Garten hinaus, der allgemacht verdunkelte" (24). Nach dem Gespräch mit Beineberg blickt er in die Dunkelheit des verlassenen Gartens und fühlt sich vom "Schwarm schwarzer Feinde" (32) bedroht. Die Rote Kammer wird nur durch mitgebrachtes Licht erhellt.
Der Erzähler benutzt die Lichtsymbolik nicht nur, um die Stimmungen der Hauptfiguren zu spiegeln. Darstellungen, Gleichnisse und Metaphern aus dem Bereich der Lichtsymbolik durchdringen fast alle Bereiche des Textes und haben meist symbolische Bedeutung.
Der Erzähler spricht vom "geheimnisvollen, bizarren Dämmern des esoterischen Buddhismus" (24), um den Zwischenbereich zwischen Verstand und Gefühl zu verdeutlichen. Beineberg wird oft ins Zwielicht gestellt.
Törleß' Verhältnis zu Helligkeit und Dunkelheit ist ambivalent. Einmal berichtet der Erzähler: Sein Leben "war auf jeden Tag gerichtet", dann spricht er im gleich Abschnitt von der Faszination, welche die Nächte auf Törleß ausüben (vgl. 47).
Törleß liebt im Gegensatz zu Beineberg das helle, natürliche Licht. Als Törleß nach der Misshandlung Basinis den "über den Boden fließenden Lichtschein" sieht, sagt er zu dem verständnislosen Beineberg: "Mir ist dieses Licht wie ein Auge. Zu einer fremden Welt" (100). Es bedeutet für ihn schon zu diesem Zeitpunkt Mittel der Erkenntnis.
Als er sich später gegen die Quälereien entscheidet, fällt durch das Dachfenster "ein breiter Balken Mondlicht" (177), der ihn den geschundenen Körper Basinis erkennen lässt. Er erkennt den Sadismus der Mitschüler und fällt seine Entscheidung gegen sie. Von nun an betritt er nicht mehr die Rote Kammer.
Das Dunkel enthält für Törleß die ungehobenen Schätze einer unbewussten und verwirrenden Wirklichkeit, die durch den Erkenntnisvorgan ans Licht gehoben und versprachlicht werden muss. Bildhaft spricht der Erzähler von einzelnen "Teilchen", wie sie sich aus der "Finsternis" lösen, vorübergehend in den Bereich des "Lichts" gelangen, dann aber daraus wieder versinken (vgl. 128).
Die Lichtsymbolik begleitet die Grenzüberschreitung zwischen Außen und Innen, zwischen der Welt des Gegenständlichen und der des Seelischen. Sie verdeutlicht aber auch Törleß' Prozess der Bewusstseinsbildung und Erkenntnisgewinnung. In seiner Rede vor den Lehrern weist er bildhaft darauf hin: "Eine große Erkenntnis vollzieht sich nur zur Hälfte im Lichtkreis des Gehirns, zur anderen Hälfte in dem dunklen Boden des Innersten" (194f.)
5. Dingsymbole
Törleß' Annäherung an das Unsagbare wird durch Bilder von Mauern, Toren und Türen veranschaulicht. Diese Gegenstände haben symbolische Bedeutung.
Vor der Konditorei steht die Dunkelheit "wie eine Mauer vor den Fenstern" (32). Der Vergleich verdeutlicht Törleß' Einsamkeit.
Beim Gang zu Bozenas Haus müssen die Jugendlichen durch einen Wald, der "wie eine schwarze, undurchdringliche Mauer" (36) droht. Diese Mauer zur Sinnlichkeit kann man jedoch durchschreiten, wie er in Bozenas Zimmer ahnt. Dort erscheinen ihm die Nächte" wie dunkle Tore zu geheimnisvollen Freuden, die man ihm verheimlicht hatte, so dass sein Leben leer und unglücklich blieb" (47).
Ebenfalls einen Hinweis auf Durchlässigkeit gibt nach dem Parkerlebnis die "graue, fensterlose Mauer" hinter Törleß. "Sie schien [...] ihn schweigend anzusehen", und in ihr erwacht "ein unheimliches Leben" (93).
Auch nach Basinis Diebstahl vermutet Törleß, dass von "der hellen, täglichen Welt [...] ein Tor zu einer leidenschaftlichen, nackten, vernichtenden führte" (64). er erkennt zum ersten Mal, dass die Grenzen zwischen diesen beiden Welten "jeden Augenblick überschreitbar aneinanderstoßen..." (65). Damit macht er die grundlegende Erfahrung, die er allerdings noch nicht begreifen kann, dass die beiden Welten zusammengehören.
Als Törleß dann seine Verwirrungen überwunden hat, erkennt er, dass es "leicht verlöschbare Grenzen rings um den Menschen gibt, dass fiebernde Träume umd die Seele schleichen, die feste Mauern zernagen und unheimliche Gassen aufreißen" (199). Jetzt erscheint ihm die Mauer als überwindbares Hindernis auf dem Weg nach innen.
Es gibt nicht nur Türen, die in den Bereich der Sinnlichkeit führen, sondern auch welche, durch die man Zutritt zum rationalen Bereich der Mathematik findet. Die Kenntnis des Problems der imaginären Zahlen ist für Törleß wie "der Schlüssel eines versperrten Gartens" (105). Als der Lehrer ihm das Problem nicht erklären kann, hört Törleß zu diesem Bereich "die Tür zufallen" (109).
Mauern bedeuten Grenzen zwischen der hellen, rationalen Welt des Alltags und der irrationalen Welt sowohl der Sinnlichkeit als auch der Geistigkeit. Anfangs verschließen sie Törleß den Weg zu diesen Bereichen. Am Ende seiner Entwicklungsphase hat er Zugänge gefunden.
Vor der Konditorei steht die Dunkelheit "wie eine Mauer vor den Fenstern" (32). Der Vergleich verdeutlicht Törleß' Einsamkeit.
Beim Gang zu Bozenas Haus müssen die Jugendlichen durch einen Wald, der "wie eine schwarze, undurchdringliche Mauer" (36) droht. Diese Mauer zur Sinnlichkeit kann man jedoch durchschreiten, wie er in Bozenas Zimmer ahnt. Dort erscheinen ihm die Nächte" wie dunkle Tore zu geheimnisvollen Freuden, die man ihm verheimlicht hatte, so dass sein Leben leer und unglücklich blieb" (47).
Ebenfalls einen Hinweis auf Durchlässigkeit gibt nach dem Parkerlebnis die "graue, fensterlose Mauer" hinter Törleß. "Sie schien [...] ihn schweigend anzusehen", und in ihr erwacht "ein unheimliches Leben" (93).
Auch nach Basinis Diebstahl vermutet Törleß, dass von "der hellen, täglichen Welt [...] ein Tor zu einer leidenschaftlichen, nackten, vernichtenden führte" (64). er erkennt zum ersten Mal, dass die Grenzen zwischen diesen beiden Welten "jeden Augenblick überschreitbar aneinanderstoßen..." (65). Damit macht er die grundlegende Erfahrung, die er allerdings noch nicht begreifen kann, dass die beiden Welten zusammengehören.
Als Törleß dann seine Verwirrungen überwunden hat, erkennt er, dass es "leicht verlöschbare Grenzen rings um den Menschen gibt, dass fiebernde Träume umd die Seele schleichen, die feste Mauern zernagen und unheimliche Gassen aufreißen" (199). Jetzt erscheint ihm die Mauer als überwindbares Hindernis auf dem Weg nach innen.
Es gibt nicht nur Türen, die in den Bereich der Sinnlichkeit führen, sondern auch welche, durch die man Zutritt zum rationalen Bereich der Mathematik findet. Die Kenntnis des Problems der imaginären Zahlen ist für Törleß wie "der Schlüssel eines versperrten Gartens" (105). Als der Lehrer ihm das Problem nicht erklären kann, hört Törleß zu diesem Bereich "die Tür zufallen" (109).
Mauern bedeuten Grenzen zwischen der hellen, rationalen Welt des Alltags und der irrationalen Welt sowohl der Sinnlichkeit als auch der Geistigkeit. Anfangs verschließen sie Törleß den Weg zu diesen Bereichen. Am Ende seiner Entwicklungsphase hat er Zugänge gefunden.
6. Sprachliche Mittel
Was Törleß bedrängt, kann er nicht oder nur schwer in Worte fassen. Als ihn der Direktor bei der Schilderung seiner Erlebnisse um Präzision des Ausdrucks bittet, entgegnet er: "Es ist etwas Dunkles in mir, [...] das sich nicht in Worten ausdrückt und das doch mein Leben ist" (196).
Tastende Sprache: Sie kann ihren Gegenstand nicht einfach begrifflich fixieren, sondern betastet ihn mit den Worten. Oft bei der Beschreibung von Gefühlen. Der Erzähler spricht von "einer Art Sehnsucht" (14), "einer Art Scham" (28) oder "einer Art Neid" (105). Törleß fühlt "etwas wie Zorn und Eifersucht" (94), als Beineberg und Reiting ohne ihn verhandeln.
In diesen Zusammenhang gehören Worte, welche die klare Bezeichnung von Sachverhalten vermeiden und unbestimmte Ahnungen ausdrücken, wie z.B. "etwas", "scheinen", "vielleicht", "wohl", "irgend".
Vergleiche: Sie dienen der Verdeutlichung eines Sachverhalts, der Erhöhung der Anschaulichkeit und der Bedeutungsverdichtung. Törleß selbst verwendet die meisten Vergleiche, weil er am meisten Schwierigkeiten hat, das Unsagbare auszudrücken.
Die Vergleiche dienen oft dazu, nicht die Dinge selbst zu bezeichnen, sondern die Empfindungen, die sie in Törleß auslösen. Sie versuchen das Unsagbare sagbar zu machen.
Metaphern: Zur Veranschaulichung des Gemeinten und damit ebenfalls zur Annäherung an das Unsagbare. Eine grundlegende Metapher des Romans mit symbolischer Bedeutung bringt den Entwicklungs- und Reifeprozess von Törleß zum Ausdruck: die des Baumes, der Wurzeln zu schlagen versucht.
Törleß fühlt sich im Internat "verarmt und kahl, wie ein Bäumchen, das nach der noch fruchtlosen Blüte den ersten Winter erlebt" (11). Die Einsamkeit hat für Törleß' Seele die Bedeutung, "als ob sich ihre Wurzeln erst suchend senken und den Boden zerwühlen müssten, den sie nachher zu stützen bestimmt sind" (33). "bild des Gärtners, der jeden Morgen seine beete gießt" (182), "die Seele hatte einen neuen Jahresring angesetzt" (187), "Nur einer Erschütterung der Seele hatte es für Törleß bedurft, um diesen letzten Trieb zur Höhe zu treiben" (195). Zu dieser Wachstums- und Reifungssymbolik passt die Bezeichnung "Zögling". Der Begriff verweist auf die Bedeutung des körperlichen und psychischen Wachstums eines Menschen.
Interpunktion: Ein häufiges Satzzeichen im Roman sind Auslassungspunkte. Sie deuten meist auf unausgesprochene Gedanken oder Gefühle hin, die über das Ausgesagte hinausführen.
Auslassungespunkte und manchmal auch Gedankenstriche steigern den Eindruck des Nicht-Beschreibbaren seelischer Stimmungen.
Die Form des Romans spiegelt dessen Problematik, nämlich das Unvermögen, die Welt des Gefühls und der Sinnlichkeit sprachlich angemessen und anschaulich wiederzugeben.
Tastende Sprache: Sie kann ihren Gegenstand nicht einfach begrifflich fixieren, sondern betastet ihn mit den Worten. Oft bei der Beschreibung von Gefühlen. Der Erzähler spricht von "einer Art Sehnsucht" (14), "einer Art Scham" (28) oder "einer Art Neid" (105). Törleß fühlt "etwas wie Zorn und Eifersucht" (94), als Beineberg und Reiting ohne ihn verhandeln.
In diesen Zusammenhang gehören Worte, welche die klare Bezeichnung von Sachverhalten vermeiden und unbestimmte Ahnungen ausdrücken, wie z.B. "etwas", "scheinen", "vielleicht", "wohl", "irgend".
Vergleiche: Sie dienen der Verdeutlichung eines Sachverhalts, der Erhöhung der Anschaulichkeit und der Bedeutungsverdichtung. Törleß selbst verwendet die meisten Vergleiche, weil er am meisten Schwierigkeiten hat, das Unsagbare auszudrücken.
Die Vergleiche dienen oft dazu, nicht die Dinge selbst zu bezeichnen, sondern die Empfindungen, die sie in Törleß auslösen. Sie versuchen das Unsagbare sagbar zu machen.
Metaphern: Zur Veranschaulichung des Gemeinten und damit ebenfalls zur Annäherung an das Unsagbare. Eine grundlegende Metapher des Romans mit symbolischer Bedeutung bringt den Entwicklungs- und Reifeprozess von Törleß zum Ausdruck: die des Baumes, der Wurzeln zu schlagen versucht.
Törleß fühlt sich im Internat "verarmt und kahl, wie ein Bäumchen, das nach der noch fruchtlosen Blüte den ersten Winter erlebt" (11). Die Einsamkeit hat für Törleß' Seele die Bedeutung, "als ob sich ihre Wurzeln erst suchend senken und den Boden zerwühlen müssten, den sie nachher zu stützen bestimmt sind" (33). "bild des Gärtners, der jeden Morgen seine beete gießt" (182), "die Seele hatte einen neuen Jahresring angesetzt" (187), "Nur einer Erschütterung der Seele hatte es für Törleß bedurft, um diesen letzten Trieb zur Höhe zu treiben" (195). Zu dieser Wachstums- und Reifungssymbolik passt die Bezeichnung "Zögling". Der Begriff verweist auf die Bedeutung des körperlichen und psychischen Wachstums eines Menschen.
Interpunktion: Ein häufiges Satzzeichen im Roman sind Auslassungspunkte. Sie deuten meist auf unausgesprochene Gedanken oder Gefühle hin, die über das Ausgesagte hinausführen.
Auslassungespunkte und manchmal auch Gedankenstriche steigern den Eindruck des Nicht-Beschreibbaren seelischer Stimmungen.
Die Form des Romans spiegelt dessen Problematik, nämlich das Unvermögen, die Welt des Gefühls und der Sinnlichkeit sprachlich angemessen und anschaulich wiederzugeben.
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